Verteidigungsministerin bestätigt Unterstützung: Bundesregierung will Lieferung von rund 30 „Gepard“-Panzern ermöglichen
Nach großem Ringen mobilisiert Deutschland nun doch seine Verteidigungsindustrie. Die Panzer der Bundeswehr können zur Luft- und Bodenabwehr genutzt werden.
Die Bundesregierung will eine Lieferung von Panzern aus Beständen der Industrie an die Ukraine erlauben. Das bestätigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag bei einer Rede auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.
Dazu soll der Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) grünes Licht erhalten, um rund 30 technisch aufgearbeitete „Gepard“-Flugabwehrpanzer aus früheren Beständen der Bundeswehr verkaufen zu können. Auf Einladung der USA beraten heute in Ramstein Vertreter zahlreicher Länder über den Ukraine-Krieg.
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Krauss-Maffei Wegmann (KMW) verfügt nach eigenen Angaben über insgesamt 50 Panzer vom Typ „Gepard“ aus der aufgelösten Heeresflugabwehr der Bundeswehr, die man bereits im Februar für die Lieferung an die Ukraine angeboten hatte. Der „Gepard“ kann auch im Kampf gegen Bodenziele eingesetzt werden. Die Bekämpfung von fliegenden Zielen im Verbund mit anderen Kräften gilt dagegen als technisch deutlich anspruchsvoller.
Schon bald könnten die Liefermengen an schweren Waffen in die Ukraine noch steigen. Das Unternehmen Rheinmetall hat laut "Welt" bei der Bundesregierung beantragt, 88 Panzer des Typs Leopard 1A5 in die Ukraine zu liefern. Hinzu kommen 100 "Marder"-Panzer. Außerdem auf der Antragsliste von KMW: 100 Panzerhaubitzen. Die Ausfuhren hätten laut "Welt" einen Wert von rund zwei Milliarden Euro.
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Das Angebot von Rheinmetall zur Lieferung der Leopard-Panzer beinhaltet auch deren Instandsetzung und die Ausbildung an den Panzern, die zeitnah beginnen würde und acht Wochen dauert. Eine erste Tranche der Leopard-Panzern könnte schon in sechs bis acht Wochen geliefert werden. 66 Panzer würden dann bis Ende 2023 geliefert.
Lambrecht kündigt Ausbildung ukrainischer Soldaten an
"Wir sind entschlossen, dem ukrainischen Volk in dieser existentiellen Notlage mit vereinten Kräften zu helfen. Für mich ist es besonders wichtig, dass wir dabei gemeinsam vorgehen, eng abgestimmt, ohne Alleingänge.", erklärte die Verteidigungsministerin. Zur Konferenz auf der größten US-Airbase außerhalb der Vereinigten Staaten hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Vertreter aus rund 40 Staaten eingeladen.
"Die Hilfe für die Ukraine muss aus einem Guss sein, die Komponenten müssen genau miteinander verzahnt sein.", so Lambrecht weiter, "Unsere stärkste Waffe gegen Putin ist unsere Geschlossenheit".
Die Bundesverteidigungsministerin hat außerdem die Ausbildung von Soldaten aus der Ukraine an Artilleriesystemen auf deutschem Boden angekündigt. „Wir arbeiten gemeinsam mit unseren amerikanischen Freunden bei der Ausbildung von ukrainischen Truppen an Artilleriesystemen auf deutschen Boden“, sagte sie am Dienstag auf dem US-Militärstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Lambrecht nimmt dort an einer von den USA initiierten Ukraine-Konferenz teil.
Sie kündigte zudem an, gemeinsam mit den Niederlanden ukrainische Soldaten an Panzerhaubitzen auszubilden und Munition für die Ukraine bereitzustellen. „Denn wir wissen alle, dass in diesem Konflikt Artillerie ein wesentlicher Faktor ist.“
„Wichtiges Signal unserer Solidarität mit der Ukraine“
Im Zusammenhang mit Hilfe für die Ukraine habe es „in den vergangenen Wochen auch Kritik an Deutschland gegeben“, sagte Lambrecht. „Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.“ So habe man entschieden, dass Deutschland die Lieferung von Gepard-Flugabwehrpanzern an die Ukraine ermöglichen wird.
„Wir beobachten mit großem Entsetzen, mit welcher Brutalität und mit welchem Vernichtungswillen Russland in diesem Krieg gegen die Ukraine vorgeht“, sagte die Ministerin laut Manuskript. Das Russland von Präsident Wladimir Putin habe sich „damit aus dem Kreis der zivilisierten Nationen verabschiedet“. Sie freue sich, dass von dem Treffen in Ramstein „ein weiteres ganz wichtiges Signal unserer Solidarität mit der Ukraine“ ausgehe.
Die Bundesregierung hat bei der Finanzierung des Militärs eine „Zeitenwende“ eingeleitet und will dazu ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bereitstellen. In einem Ringtausch mit Partnern aus Osteuropa sollen der Ukraine Waffensysteme bereitgestellt werden, die dort bereits im Einsatz sind.
Deutschland will die Niederlande und die USA zudem bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten an Artilleriesystemen unterstützen. Pläne für eine engere Zusammenarbeit gibt es nach der Ankündigung der Niederlande, die das Waffensystem Panzerhaubitze 2000 liefern wollen. (dpa, Tsp)