zum Hauptinhalt
Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt auf dem Weg nach Chile.
© dpa

Reise ins Land der brennenden Kirchen: Bundespräsident Gauck besucht Chile

Bundespräsident Joachim Gauck wird bei seinem Besuch in Chile den Konflikt zwischen Ureinwohnern und Regierung zu spüren bekommen.

Die Brandstifter kommen stets im Schutz der Dunkelheit. Ihre Ziele sind immer die gleichen: Seit Monaten brennen in Chile katholische und evangelische Kirchen. Dahinter steckt, wenn die Bekennerschreiben authentisch sind, eine radikale Gruppe indigener Ureinwohner. Die Mapuche, eines der stolzesten und widerstandsfähigsten Völker Lateinamerikas, sind bekannt dafür, für ihre Rechte notfalls mit Gewalt zu kämpfen. Sie waren das einzige indigene Volk der sogenannten Neuen Welt, das der spanischen Eroberung standhielt.

Zur Zeit der chilenischen Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet bezahlten die Mapuche für ihren Unabhängigkeitsdrang einen blutigen Preis. Kaum eine andere Bevölkerungsgruppe wurde von den reaktionären Chargen der Armee so gejagt wie sie. Ein Vierteljahrhundert später ist das Streben nach Autonomie wieder einmal hochaktuell. Davon darf sich auch Bundespräsident Joachim Gauck, der ehemalige protestantische Pastor, bei seinem Treffen mit der chilenischen Zivilbevölkerung in dieser Woche vor Ort persönlich ein Bild machen.

Eine Gruppe mit dem Namen „Weichan Auka Mapu“ hat die Verantwortung für die Brandanschläge auf die Kirchen übernommen. Dabei achten die Attentäter stets darauf, dass es zu keinen Opfern, sondern nur zu Sachschäden kommt. Es geht der radikalen Mapuche-Gruppe vor allem darum, „Symbole der Repression und Landvertreibung der vergangenen Jahrhunderte“ zu attackieren, wie es in ihren Bekennerschreiben heißt. „Eigenes Land bedeutet Freiheit“, steht auf den Plakaten, die sie an den Tatorten hinterlassen.

Die Kirche stand nach Lesart der radikalen Mapuche stets auf der Seite der Unterdrücker, Kolonialherren und Großgrundbesitzer. Deswegen brennen nun die Kirchen. Unter dem Rest der rund 600 000 Mapuche sind die Brandanschläge allerdings umstritten. „Diejenigen, die das tun, fügen dem Ansehen des Volkes der Mapuche Schaden zu“, sagt der prominente Mapuche-Führer Patricio Colihuinca. Er steht für einen moderaten Kurs und die Suche nach direkten Gesprächen.

Der Bundespräsident kommt just zu einem Zeitpunkt nach Chile, an dem sich die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet um die Aufnahme dieser direkten Gespräche bemüht. Jahrelang schenkten Links- wie Rechtsregierungen dem Konflikt keinerlei Bedeutung. Jetzt aber versucht Bachelet, einen Runden Tisch zu installieren und bat einen Mapuche-nahen Bischof um Vermittlung. Auch für die katholische Kirche ist dessen Bestreben, Brücken zu bauen, von zentraler Bedeutung, geht es doch auch um die eigene Vergangenheitsbewältigung.

Zur Startseite