Schavans Entscheidung: Bund macht Charité zum Spitzenstandort
Für Ministerin Annette Schavan ist es ein Pilotprojekt für die Wissenschaftslandschaft der Zukunft: Die Charité soll ihren früheren Weltruhm zurückgewinnen - mit Hilfe von Geldern des Bundes.
Das Berliner Universitätsklinikum soll in der Forschung mit dem Berliner Max-Delbrück-Centrum (MDC) fusioniert werden. Das sagte Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) am Montag dem Tagesspiegel nach einem Gespräch mit Berliner Koalitionären, darunter Monika Grütters (CDU) und Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD).
„Berlin bekommt damit die Chance, zum Spitzenstandort in den Lebenswissenschaften und in der klinischen Forschung zu werden“, sagte Schavan. „Deutschlands größtes Universitätsklinikum“ werde mit einem außeruniversitären „Spitzeninstitut“ verbunden. Das MDC in Berlin-Buch gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft und wird zu 90 Prozent vom Bund finanziert. Als Vorbild nannte Schavan das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das im Exzellenzwettbewerb vor fünf Jahren aus einer Fusion der Technischen Hochschule Karlsruhe mit dem Karlsruher Helmholtzzentrum entstanden war.
Die neue Berliner Einrichtung soll im Jahr 2013 ihre Arbeit aufnehmen, sagte Schavan. Bis zur Sommerpause des Parlaments im kommenden Jahr würden Einzelheiten der Organisation und der Finanzierung geklärt. Schon am kommenden Freitag sollen die Berliner Koalitionäre Klaus Wowereit (SPD) und Frank Henkel (CDU) öffentlich erklären, wie sich der Plan von Bund und Land im Koalitionsvertrag niederschlägt.
Schavan stellt Berlin „Mittel in relevanter Höhe“ in Aussicht – unter einer Bedingung: Das Land muss sich verpflichten, die durch die Bundeshilfe frei werdenden Millionen nicht einfach zu sparen, sondern für seine Universitäten auszugeben. Denn dort wird bald eine neue Finanzierungslücke entstehen. Die vielen Millionen, die die Universitäten im Exzellenzwettbewerb vom Bund eingeworben haben, werden nach 2017 fehlen. Dann läuft der Elitewettbewerb aus. Schavan will die positiven Effekte des Wettbewerbs aber „dauerhaft“ machen. Das Engagement des Bundes für die Charité versteht sie darum ausdrücklich als „Pilotprojekt“, mit dem der Bund bundesweit übertragbare Lösungen für die Zeit nach dem Exzellenzwettbewerb sucht.
Im Jahr 2018 solle eine Evaluation klären, ob das Modell Charité-MDC bundesweit auf weitere Einrichtungen übertragen werden könne. Die von ihr im Frühjahr ins Gespräch gebrachte Idee, nach 2017 einige „Bundesuniversitäten“ zu schaffen, will Schavan nicht weiter verfolgen. Dazu müsste auch die Verfassung geändert werden, die dem Bund bislang nicht erlaubt, ganze Institutionen zu fördern. Schavan deutete an, dass eine Verfassungsänderung in diesem Punkt zwar wünschenswert, aber in dieser Legislaturperiode wohl nicht machbar sei.
Inwieweit in Berlin mit der Fusion eine neue Medizinische Hochschule entstehen könnte, ließ Schavan offen: „Der Weg muss für alle Partner akzeptabel sein“, sagte sie lediglich. In der Vergangenheit hatten die Freie Universität und die Humboldt-Universität die Sorge geäußert, ihre medizinische Fakultät, die Charité, könne sich zunehmend von ihren Mutteruniversitäten ablösen und so die Zusammenarbeit erschweren.
Anja Kühne
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