FDP-Parteitag in Berlin: Brüderle beklagt „Hass und Vernichtungssehnsucht“ gegen FDP
Am Nachmittag wollen wie Liberalen eine neue Parteispitze wählen. Wegen der Wahlniederlage stellen alle Spitzenleute ihre Ämter zur Verfügung. Bundesvize Christian Lindner will neuer FDP-Chef werden. Doch der 34-Jährige ist in den eigenen Reihen nicht unumstritten.
Der scheidende FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat zum Auftakt des Sonderparteitages ein Versagen der gesamten FDP-Spitze eingeräumt. „Wir treffen uns nach einer schweren Niederlage. Dafür trägt die Führung die Verantwortung“, sagte Döring am Samstag in Berlin. Deshalb stellten auch alle Spitzenleute ihre Ämter zur Verfügung.
Mit Blick auf die Aussprache nach der letzten Rede von Philipp Rösler als Parteichef rief Döring die mehr als 600 Delegierten auf, hart in der Sache zu diskutieren, „aber mit Anstand und Mäßigung im Ton“. Es gehe jetzt darum, außerhalb des Bundestages eine neue, „sympathisch-souveräne“ FDP zu prägen.
Döring kritisierte den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Schwarz-Rot gefährde Wohlstand und Aufschwung in Deutschland. „Die Rentenkassen werden geplündert.“ Unglaublich sei es, dass Union und SPD direkt nach dem NSA-Ausspähskandal auf die Vorratsdatenspeicherung setzten.
Neuer FDP-Chef will der bisherige Bundesvize Christian Lindner werden. Der 34-Jährige ist in den eigenen Reihen nicht unumstritten. Gegen ihn wollen bisher zwei wenig bekannte Kandidaten antreten.
Nach Ansicht ihres Ex-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle haben Hass und Häme der FDP im Bundestagswahlkampf das Leben schwer gemacht. „Es gab in Teilen der Öffentlichkeit eine Vernichtungssehnsucht gegen uns und auch gegen mich persönlich“, sagte Brüderle am Samstag auf dem Parteitag in Berlin. Allerdings habe es auch mangelnde Loyalität in einzelnen großen Landesverbänden gegeben - eine Spitze gegen die Spitzenleute Wolfgang Kubicki und Christian Lindner, die sich von der Zweitstimmenkampagne distanziert hatten.
„Durchstechereien und Indiskretionen“ hätten dem Einzelnen nicht genutzt, „sondern dem Gesamtverein geschadet“, meinte Brüderle. Aber auch seine Zuspitzung im Werben um Unionswähler („Wer Merkel will, wählt auch FDP“) sei ein Fehler gewesen. „Dazu stehe ich“, sagte der frühere Chef der abgewickelten Bundestagsfraktion.
Die Liberalen hatten bei der Wahl im September mit 4,8 Prozent erstmals den Einzug in den Bundestag verpasst. (dpa)