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Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff begrüßte Angela Merkel in Brasilia.
© AFP

550 Millionen Euro deutsche Hilfe: Brasilien will raus aus Kohle, Öl und Gas

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff will wie die G7-Industriestaaten den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einleiten. Kanzlerin Angela Merkel begrüßt die Ankündigung bei ihrem Besuch als wichtiges Signal. Ob es wirklich klappt, scheint fraglich.

Wahrscheinlich dachten beide Frauen im Vorfeld das gleiche: Muss das sein? Eigentlich kamen diese deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen zur Unzeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zuhause mit verschiedenen Krisen zu tun – von Griechenland bis zu Flüchtlingen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ist innenpolitisch schwer angeschlagen. Absagen wollte dennoch keine die Konsultationen, die Deutschland nur mit seinen wichtigsten Partnern abhält – darunter auch die Schwellenländer Indien und China. So reiste Merkel mit acht Ministern zu den ersten deutsch-brasilianischen Regierungsgesprächen nach Brasilia.

Es ist bekannt, dass Angela Merkel und Dilma Rousseff sich nicht besonders mögen. Dennoch verbinden Deutschland und Brasilien derzeit einige wichtige Themen und Interessen. Als herausragendes Ergebnis des Gipfels kann die Vereinbarung einer engen Zusammenarbeit beim Klimaschutz gelten. So versprach Merkel den Brasilianern 550 Millionen Euro innerhalb der nächsten zwei Jahre, um die bisher in Brasilien vernachlässigten erneuerbaren Energien (Wind und Sonne) voranzubringen.

Dass Brasilien seine Klimaziele tatsächlich umsetzt, darf bezweifelt werden

Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff will wie die G7-Industriestaaten einen schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einleiten. Wenn die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden soll, müsse dies bis 2100 geschafft werden, sagte sie in Brasilia.

Dass Brasilien seine Klimaziele tatsächlich umsetzt, darf bezweifelt werden. Merkel wertete das Bekenntnis des fünftgrößten Landes der Welt dennoch als wichtiges Signal, um beim Klimagipfel im Dezember in Paris eine Einigung auf ein ehrgeizigen Weltklimavertrag zu schaffen. „Brasilien ist hier einen großen Schritt gegangen“, sagte Merkel. Brasilien will demnach die Kohlendioxid-Emissionen um 36 Prozent bis 2020 senken. Weiterhin werde das Ziel angepeilt, die Rodung des Tropenwaldes bis 2020 auf Null zu reduzieren.

Unter Rousseff hat die Abholzung des Regenwalds wieder zugenommen

Das Vorhaben erscheint völlig utopisch, denn Rousseff hat sich auf die Seite der Agrar-Industrie geschlagen und ignoriert Umweltschützer und die indigenen Völker konsequent. Unter ihr hat die Abholzung des Regenwalds wieder zugenommen; ihre Agrarministerin ist die Trägerin des von Greenpeace verliehenen Negativpreises „Goldene Kettensäge“. Ein weiteres Thema zwischen Merkel und Rousseff ist das Streben nach einer Reform des UN-Sicherheitsrats. Deutschland und Brasilien hätten gerne einen ständigen Sitz, begründet in beiden Fällen durch die wirtschaftliche und wachsende politische Macht. Brasilien versteht sich als Führungsnation Südamerikas und Stimme der Dritten Welt – auch wenn unter Rousseff davon so gut wie nichts zu spüren ist.

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