Befreiter US-Soldat: Bowe Bergdahl wegen Fahnenflucht angeklagt
Fünf Jahre lang war der US-Soldat Bowe Bergdahl in der Hand der afghanischen Taliban. Nach einem umstrittenen Gefangenenaustausch kam er frei. Nun wirft ihm die US-Armee Desertion und Feigheit vor dem Feinde vor.
Knapp zehn Monate nach seiner Freilassung aus fünfjähriger Taliban-Gefangenschaft in Afghanistan ist der US-Soldat Bowe Bergdahl wegen Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind angeklagt worden. Die mögliche Höchststrafe für letzteren Vorwurf sei lebenslange Haft, sagte Armeesprecher Oberst Daniel King.
Die Desertion könne mit bis zu fünf Jahren geahndet werden. Gemäß dem Militärrecht werde nun in einer Anhörung geprüft, ob es genügend Beweise gebe, um einen Prozess zu eröffnen.
Bergdahl war im Mai vergangenen Jahres durch einen umstrittenen Gefangenenaustausch freigekommen, bei dem die USA fünf afghanische Häftlinge aus dem US-Lager Guantánamo Bay auf Kuba entließen. Die Republikaner warfen US-Präsident Barack Obama vor, mit Terroristen verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben.
Brief an die Eltern
Der Unteroffizier Bergdahl hatte sich im Juni 2009 nach Ansicht der Ankläger unerlaubt von seinem Stützpunkt in Afghanistan entfernt und war dabei von den Taliban gefangen genommen worden. Seine Gründe dafür sind öffentlich nicht bekannt.
Während seiner Zeit in Gefangenschaft hatte Bergdahl aber laut dem Online-Magazin „The Daily Beast“ einen Brief an seine Eltern verfasst, in dem er sein Verhalten erklärt habe. Demnach sei er mit seiner Stationierung unzufrieden gewesen. „Die Führung war mangelhaft, oder überhaupt nicht vorhanden. Die Bedingungen waren schlecht und schienen sich für die Männer weiter zu verschlechtern, die ihr Leben tatsächlich bei Angriffen aufs Spiel setzten“, zitierte das Magazin aus dem Brief vom März 2013.