Schicken Krankenhäuser bald Impfdosen zurück?: Bodo Ramelows fast verzweifelter Appell an die Klinikmitarbeiter
Thüringens Ministerpräsident warnt vor dem Crash des Gesundheitssystems im Bundesland. Nur ein Drittel der Klinikmitarbeiter wolle sich impfen lassen.
Bodo Ramelow ist verzweifelt. Das hört man an diesem Dienstagmorgen im Deutschlandfunk deutlich. Sorgen machen ihm die hohen Infektionszahlen in seinem Bundesland Thüringen. Noch größere Sorgen macht dem Ministerpräsidenten aber die offensichtlich sehr geringe Impfbereitschaft des Klinikpersonals.
Empört und zugleich besorgt berichtet Ramelow von Gesprächen mit Geschäftsführern von Kliniken, die ihm am Wochenende gesagt hätten, "dass nur sehr wenige Mitarbeiter bereit sind, sich impfen zu lassen". Konkret erklärt Ramelow, dass nur rund ein Drittel bis 40 Prozent der Mitarbeiter vielerorts bereit seien, die Impfung zu erhalten.
Genug Betten in den Kliniken für Covid-Kranke gebe es, sagt Ramelow. Das Krankenhaussystem drohe aber daran zu scheitern, dass zu wenig Personal da sei. In Eisenach habe sich eine Klinik von der Versorgung Covid-19-Kranker abgemeldet, weil rund 100 Mitarbeiter entweder selbst mit Corona infiziert oder in Quarantäne seien. Ramelow fürchtet, dass das Beispiel Schule macht.
"Wir haben die große Hoffnung gehabt, dass die Impfungen auch der Schutzbedürftigen und auch derjenigen, die an den Patienten arbeiten, die erste Risikostufe ist, mit der wir (die Auswirkungen der Pandemie, Anm. d. Red.) mindern können. Aber ich erlebe jetzt, dass genau dieser Teil so nicht funktioniert."
"Wir haben ein handfestes Problem"
Ramelow weiter: "Wenn ich höre, dass das Impfen nicht weitergeht, dann haben wir ein Problem. Und zwar ein handfestes. Weil wir dann nämlich an die Grenzen, an das Limit dessen kommen, was wir im Gesundheitswesen noch leisten können." Thüringen hatte explizit darauf gesetzt, Klinikpersonal zu impfen, um die Krankenhäuser in Betrieb zu halten und den Mitarbeitern Sicherheit zu geben. Diese Strategie könnte nun nicht aufgehen.
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Alle Krankenhäuser hätten ausreichend Serum, für alle Mitarbeiter, erklärte Ramelow. Er appellierte an die Mitarbeiter, das auch zu nutzen.
Wenn Impfdosen zurückgegeben würden, sei das zwar nett, aber falsch, kritisierte er. Bisher wurden keine Impfdosen aus Krankenhäusern zurückgegeben, heißt es von der Landesregierung aus Erfurt gegenüber dem Tagesspiegel. Dass es noch passiert, sei aber angesichts der geringen Impfbereitschaft nicht ausgeschlossen.
Der Ministerpräsident rechnet damit, dass in den nächsten fünf Tagen mehr als 500 Menschen wegen einer Covid-Erkrankung neu in die Kliniken in Thüringen eingeliefert würden. "Das ist das Limit, wir sind am Limit", warnte er.
Um gleich darauf in Bezug auf die Debatte um Lockdown-Lockerungen nachzuschieben: "Wir können nicht mehr länger debattieren, ob wir es noch softer machen, sondern ich muss es wirklich sagen, wir müssen viel klarer in die Entscheidung rein, keiner darf sich mehr davor drücken."
"Ich werde heute in der Ministerpräsidentenkonferenz auf der Seite derjenigen argumentieren, die sagen: Wir werden es noch viel schärfer und viel härter angehen müssen", sagte Ramelow. "Ich habe lange gedacht, dass wir besser durch die Krise kommen." Aber da habe man sich getäuscht, sagte Ramelow, der im Sommer Verfechter eines Lockerungskurses war.
Er sprach sich außerdem gegen eine Öffnung der Schulen und der Kindergärten aus. Ramelow plant für Thüringen Ausgangsbeschränkungen. So sollen sich die Bürger ohne triftigen Grund nicht weiter als 15 Kilometer vom Wohnort entfernen dürfen. Ähnliche Regeln gibt es in Sachsen.
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