Familienfoto von CDU und CSU: Bitte lächeln
Die Unionsschwestern zeigen sich in großer Einigkeit. Dabei entstehen historische Momente. Eine Glosse.
Unter den Bildern, die die Welt beschreiben, ist das Familienfoto entschieden das verrufendste. Allein schon immer die Vorbereitung! Der jüngste Neffe schiebt die Oma in die Mitte. Die zeternden Kleinen werden eingefangen und rasch noch mal manierlich aufgebürstet. Der Onkel baut derweil die Kamera aufs Stativ, guckt gewichtig durch den Sucher, dirigiert alle von der Mitte nach links und wieder zurück – „Annegret, jetzt wieder etwas mehr nach rechts!“ –, endlich Zeitauslöser und: Lächeln!
Beim nächsten Familientreffen wird das Ergebnis rumgereicht. Jeder findet sich selbst schlecht getroffen. Das ist immer so. Trotzdem ist das Familienfoto nicht auszurotten. Es greift neuerdings sogar ins Politische über. Am Dienstag lädt die Unionsfraktion („Achtung Terminhinweis!“) kurzfristig zum Gruppenbild am Rande der Fraktionssitzung – mit Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer, Markus Söder, Ralph Brinkhaus und Alexander Dobrindt. Die ganze Unionsfamilie einträchtig beisammen. Süüüß!
Ethnologisch betrachtet handelt es sich bei dieser Art von Abbildung um Akte der Selbstvergewisserung als soziale Gruppe – was sich lückenlos auf CDU und CSU übertragen lässt. Seit der Wähler den Unionsparteien dringend nahegelegt hat, sich nicht mehr gegenseitig zu zerfleischen, liefern sie Treueschwüre in Serie ab.
Am Montag zum Beispiel haben die Spitzengremien in Berlin und München eine Telefonkonferenz abgehalten. „Historischerweise“, sagt anderntags die neue CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer, weil das seit 2016 nicht mehr vorgekommen ist. So gesehen ist es erst recht historisch, dass die Saarländerin mit dem obersten Bayern auf dem Podium im Konrad-Adenauer- Haus steht – der Antrittsbesuch des neuen CSU-Chefs Söder ist neuerdings eine Pressekonferenz wert.
Der freut sich ostentativ, dass die CDU unter der Neuen „ihre konservative Seele“ wiederentdeckt habe. Er verspricht im Gegenzug, dass die CSU aufhören wolle, die AfD zu kopieren, und sich auch sonst um breitere Aufstellung bemühe: „Reicht ,konservativ’ zur Volkspartei? Es reicht nicht!“ Kramp-Karrenbauer sichert dem Unionsbruder zu, allfällige Streitfragen zivilisiert zu handhaben: „Wir sind beide Freunde von offener Aussprache. Aber es darf nicht persönlich werden.“
Ob die Zuneigung denn so weit gehe, dass die CSU eine Kanzlerkandidatin Kramp-Karrenbauer mittragen würde, fragt einer. Söder weicht aus, die Vorsitzenden hätten ein Vorschlagsrecht, aber das stehe nicht an. Obwohl: „Tragen ist jetzt…“ – er schaut nach links zu der viel kleineren CDU- Chefin – „…optisch gesehen…würd ich’s schaffen.“ Das wäre mal ein Familienfoto!
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