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Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg geht freitags nicht mehr zur Schule.
© Hannibal Hanschke/Reuters Pool/dpa

Harald Martenstein über den Klimastreik: Bis die Schulen leer bleiben

Donnerstags gegen Atombomben, Mittwochs gegen Fluchtursachen ... Harald Martenstein schlägt vor, dass Schüler nicht nur Freitags streiken sollen. Eine Glosse.

Der Müllerstochter Bernadette Soubirous, 14, ist 1858 in Lourdes die Muttergottes erschienen und hat ihr gesagt, dass die Menschen nicht mehr sündigen sollten. Greta Thunberg, 16, ist etwas Ähnliches sogar ohne Muttergottes gelungen. Um das Klima vor den Klimasündern zu retten, geht Greta freitags nicht mehr zur Schule, Bernadette ging sogar noch seltener hin. Greta ist deshalb jetzt ein Superstar und hat zahlreiche Nachahmer.

Millionen Mädchen denken nun, dass sie auch ohne „Germany’s next Topmodel“ und ohne „DSDS“ ein Superstar werden könnten, einfach, indem sie nicht mehr zur Schule gehen. Hier müssen Eltern Aufklärungsarbeit leisten. Manche Kinder, die ihre Schule schwänzen, werden nie zum Star, stattdessen kommt das Jugendamt.

Greta möchte mit ihrem Protest die Politiker in aller Welt dazu zwingen, den CO2-Ausstoß zu senken. Viele Politiker loben sie. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es weniger Arbeit macht, Greta zu loben, als tatsächlich den CO2-Ausstoß zu senken. Früher haben Leute sich angekettet, Hungerstreiks durchgeführt, sogar Generalstreiks, um politisch etwas zu erreichen oder ein Zeichen zu setzen. Im Vergleich damit muss Schulschwänzen als niederschwelliger Einstieg in das Zeichensetzen angesehen werden. Zum Glück kommt Greta trotzdem in der Schule gut mit. Es ist also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Kritiker sagen: Wer die Schule schwänzt, bleibt ungebildeter. Um die Welt zu retten, kann Bildung angeblich hilfreich sein. Aber ist die Schule wirklich dazu da, etwas zu lernen? Diese Ansicht ist überholt. Robert Habeck zum Beispiel sagt, Ziel der Schule sei es, „mündige Bürgerinnen und Bürger zu erziehen“. Um mündig zu sein, muss man wohl nicht unbedingt lesen und schreiben können, sonst hieße es ja „lesig“ und „schriftig“ statt „mündig“.

Der Samstag ist schon besetzt, da kommt das Sams

Ich verstehe nicht, wieso niemand gegen die anderen Gefahren etwas unternimmt. Die Gefahr eines Atomkriegs ist auch nicht zu unterschätzen. Es wäre also sinnvoll, wenn die Kinder auch am Donnerstag nicht mehr zur Schule gehen, so lange, bis alle Atomraketen verschrottet sind. Am Mittwoch könnten die Kinder zu Hause bleiben, bis kein Mensch mehr aus seiner Heimat flüchten muss, am Dienstag gehen sie gegen Ungerechtigkeit nicht hin. Der Montag wäre ein guter Tag, um gegen die steigenden Mieten zu Hause zu bleiben, so lange, bis die sinken. Der Samstag ist schon besetzt. Am Samstag kommt das Sams.

In Berlin wird bei Tests sowieso immer wieder festgestellt, dass die Kinder in der Schule nur noch wenig lernen, Lesen und Schreiben: schwach. Insofern könnte man in Berlin die leerstehenden Schulen zu Mietshäusern umbauen. In diese Wohnungen dürfen dann mündige Bürgerinnen und Bürger einziehen.

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