Putins "Nachtwölfe" und der 9. Mai 1945: Berlin verkraftet mehr als ein paar russische Biker
Nun dürfen sie doch kommen, die Mitglieder des russisch-nationalistischen Rockerklubs „Nachtwölfe“. Am 9. Mai wollen sie in Berlin ein Motorradkorso veranstalten. Wird das Gedenken zur Schande? Ein Kommentar.
Wird das Gedenken zur Schande? Zum 70. Jahrestag des Sieges der Roten Armee über Nazi-Deutschland wird ein Beben durch Deutschland gehen. Mitglieder des russisch-nationalistischen Rockerklubs „Nachtwölfe“, die gültige Schengen-Visa haben und Wladimir Putin verehren, dürfen nun doch einreisen. Das hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden. Am Samstag wollen sie in Berlin ein Motorradkorso veranstalten, mit großen russischen Fahnen. – So, und jetzt lassen wir aus diesem Ballon mal alle heiße Empörungsluft raus und denken daran, was diese Stadt sonst alles verkraftet: siegestrunkene Fußballfans, die laut hupend den Ku’damm hoch- und runterfahren, Tausende von Touristen, die im Morgengrauen mit Rollkoffern übers Pflaster laufen, den Karneval der Kulturen, Zugezogene in Prenzlauer Berg, die sich über Schwaben in Prenzlauer Berg beschweren, Bier trinkende Hipster in schwülwarmen Sommernächten auf der Admiralbrücke. Wenn jetzt noch ein paar russische Rocker dazukommen, sollte ihnen eine weltoffene, tolerante Stadt anders begegnen, als es Pegida-Demonstranten gegenüber Muslimen propagieren. Ganz gelassen.