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Zurück in der Hölle: Eine Gruppe von Geflüchteten, die die libysche Küstenwache im Meer aufgriff, nach der Landung an einem Strand bei Tripolis
© epa-dpa

Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit: Bei der Libyen-Konferenz geht es auch um das Schicksal der Migranten

Rund eine Million Arbeitsmigranten und Geflüchtete leben mehr schlecht als recht in Libyen. Sie sind auf ganz besondere Weise Opfer des Krieges.

Frieden in Libyen – das wäre auch für die Migranten im Land ein Segen. Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit und Sklaverei, die sie zu erleiden haben, sind weitgehend und oft unmittelbar Folge des Krieges.

Das wurde in dieser Woche erneut deutlich bei einer Veranstaltung der Hilfsorganisationen Pro Asyl und „Seebrücke“ mit Augenzeugen und Fachleuten. Die Lager, auch die regierungsoffiziellen, in denen freilich nur ein Bruchteil der 43 000 registrierten Flüchtlinge haust, sind in der Hand von Milizen. Sie finanzieren sich aus Menschenhandel, der Zwangsarbeit der Inhaftierten und durch Lösegeld, das sie von ihren Angehörigen erpressen.

Oft wurden diese Inhaftierungszentren Opfer von Bomben – oder sogar zum erklärten Ziel gegnerischer Milizen, wenn Gruppen der Soldateska sie als militärische Trainingszentren nutzten. Das berichtete in Berlin Vincent Cochetel, der Libyen-Beauftragte des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR).

Die irische Journalistin Sally Hayden, die seit 2015 in den sozialen Netzwerken zu Libyen recherchiert, erhielt auch Hilferufe von Inhaftierten, die von ihren Aufsehern zum Kriegsdienst gepresst wurden.

EU-Geld für die Kriegsparteien?

Gewalt und Rechtlosigkeit im Land sind ein weiterer Grund zur Flucht nach Europa, nicht nur für jene, die dies von Anfang an vorhatten, sondern auch für viele der geschätzt 700.000 bis einer Million Arbeitsmigranten, die eigentlich in Libyen bleiben wollten.

Auch viele libysche Bürgerinnen und Bürger – darunter UNHCR zufolge 217.000 Binnenflüchtlinge – flüchteten, so Hayden: „Sie erleben täglich, wie Menschen, darunter Kinder, auf offener Straße oder an Straßensperren umgebracht werden.“
Die Berliner Konferenz dürfte auch wieder Licht auf den zumindest indirekten Anteil der EU am Krieg lenken: Seit 2016 unterstützt Europa massiv – durch Ausbildung, Schiffe und Millionenbeträge – den Aufbau der libyschen Küstenwache, um die Flucht über die zentrale Mittelmeerroute einzudämmen.

Die Truppe, an deren schierer Existenz anfangs Zweifel bestanden, scheint dabei „immer effizienter zu werden“, so Sally Hayden: In den ersten beiden Wochen des Jahres fing sie bereits 1000 Menschen ab. Das scheint nicht ihr einziger Job zu sein. Zeugenaussagen, aber auch schon ein UN-Bericht vor vier Jahren, enthielten Belege dafür, dass zwischen der Küstenwache und den Herrschern der Gefangenenlager, also Milizen und Kriegsherren, engste Beziehungen bestehen, wenn es sich nicht sogar um dieselben Personen handelt. Das EU-Geld für den Grenzschutz käme ihnen dann direkt zugute.

"Bewaffneter Arm der Sklavenhändler"

Vom „bewaffneten Arm der Sklavenhändler“ sprach ein italienischer Admiral in einem Zeitungsinterview. Italien, einst Kolonialmacht, pflegt seit Langem eine enge Beziehung zum südlichen Nachbarn und finanzierte schon die Migrationsabwehr, die Ex-Diktator Gaddafi für Europa organisierte. UNHCR-Vertreter Vincent Cochetel wies in Berlin darauf hin: Das Leid der Migranten in Libyen und Europas Verantwortung dafür haben nicht erst gestern begonnen.

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