zum Hauptinhalt
Die zentrale Eucharistiefeier zu Christi Himmelfahrt mit dem Münsteraner Bischof Felix Genn.
© Friedrich Stark/imago/epd

Katholikentag in Münster: Bei der Kommunion ist die Kirche einig uneinig

Beim Hauptstreitpunkt der Kirche bringt der Katholikentag keine Bewegung. Aber das Problem verlangt erst einmal einen geschützten Raum. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Es hat eigentlich bislang nur eines gefehlt beim Katholikentag in Münster: ein Podiumsgespräch zwischen den beiden Antipoden Kardinal Woelki und Kardinal Marx über die Glaubensfrage, die die katholische Amtskirche gerade umtreibt. Wer darf eigentlich die Kommunion empfangen – auch der evangelische Partner in einer konfessionsverschiedenen Ehe?

Es wäre ein spannendes Rededuell geworden, auf rhetorisch und intellektuell hohem Niveau. Denn in der Frage, so spezialistisch sie auch klingen mag, stecken so viele übergeordnete Fragen: Was ist heilig und wie geht die Kirche damit um? Wer entscheidet darüber und nach welchen Maßstäben? So blieb es in Münster auch in räumlicher Nähe beim Fernduell.

Während Marx seine Hoffnung auf baldige Regelungen formulierte, blieb Woelki beim Zweifel, dass die katholische Kirche als weltweit vertretene Universalkirche einfach so in Deutschland über ein Sakrament entscheiden könne.

Dabei sollten sich die Bischöfe einer Antwort nähern. Das hat sich kein Geringerer als der Papst selbst von ihnen gewünscht. Es gab eigentlich schon eine, aber den Mehrheitsbeschluss der Bischofskonferenz haben Woelki und sechs seiner Kollegen nicht akzeptiert. Dass das Mehrheitsprinzip der Deutschen Bischofskonferenz nicht das letzte Wort in einer so grundsätzlichen Angelegenheit sein muss, diesen Punkt kann man Woelki und anderen durchaus abnehmen.

Der Passauer Bischof Stefan Oster hatte das in einem differenzierten Beitrag dargestellt und seine Sorge um eine „Banalisierung der Eucharistiefeier“ zum Ausdruck gebracht. Wer will schon sein „Allerheiligstes“ leichtfertig hergeben? Und das auch noch, wenn er den Eindruck hat, die evangelische Seite komme nicht gleich entgegen? In der evangelischen Kirche gibt es ohnehin nur zwei Sakramente, die Taufe – und eben das Abendmahl. Auch hatte Oster das Argument stark gemacht, dass wer an der Kommunion teilnimmt im Grunde das gesamte katholische Eucharistieverständnis bejahe.

Christen zweiter Klasse?

Den katholischen Bischöfen stehen nun weitere intensive Debatten bevor, an deren Ende ein Eindruck vermieden werden muss: Dass Protestanten für sie Christen zweiter Klasse sind. Denn wie sonst sollen die sich in einer Ehe mit einem katholischen Partner vorkommen, wenn sie sogar einer katholischen Erziehung ihrer Kinder zugestimmt haben, beim Abendmahl aber als einzige sitzen bleiben müssen?

Vielleicht ist das Problem also so komplex, dass es erst einmal nur im geschützten Raum und im kleinsten Kreis diskutiert werden kann. Vom Katholikentag gehen daher noch zwei grundverschiedene Botschaften aus: Es gibt ein Sehnen nach Gemeinsamkeit – und ein Beharren auf dem Eigenen.

Zur Startseite