Söder verschärft Maßnahmen: Bayern sagt alle Weihnachtsmärkte ab
In bayerischen Corona-Hotspots soll das öffentliche Leben in weiten Bereichen heruntergefahren werden. Bars und Clubs müssen für drei Wochen schließen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder plädiert für eine allgemeine Impfpflicht. „Ich glaube, dass wir am Ende um eine allgemeine Impfpflicht nicht herumkommen werden“, sagte der CSU-Chef am Freitag in München. „Sonst wir das eine Endlosschleife mit diesem Mist-Corona.“
Wegen der außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie verschärft Bayern seine Maßnahmen drastisch. Alle Clubs, Diskotheken und Bars sollen für die nächsten drei Wochen schließen, Weihnachtsmärkte soll es in diesem Jahr nicht geben, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag nach Beratungen seiner Koalition in München ankündigte. Es müsse dort vorgegangen werden, wo es die meisten Ansteckungen gebe, sagte der Regierungschef zur Begründung.
Diese Regeln gelten ab Mittwoch in Bayern:
- Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte: Es dürfen sich nur noch maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen - lediglich Kinder unter 12 werden dabei ebenso wie Geimpfte nicht mitgezählt.
- Clubs und Bars: Alle Clubs, Diskotheken, Bars und Schankwirtschaften müssen für die nächsten drei Wochen schließen, Bordelle ebenso.
- Sperrstunde: In der Gastronomie gilt dann eine Sperrstunde ab 22 Uhr.
- Weihnachtsmärkte: Einzelne Städte hatten schon die Reißleine gezogen - nun sollen Weihnachtsmärkte bayernweit komplett abgesagt werden.
- 2G quasi flächendeckend: Auch bei körpernahen Dienstleistungen wie Friseuren soll künftig die 2G-Regel gelten, ebenso bei Hochschulen, in Musik- und Fahrschulen.
- Ausnahme von 2G: Der Handel bleibt von 2G ausgenommen - aber mit einer Obergrenze: eine Person auf zehn Quadratmeter Fläche.
- Kultur- und Sportveranstaltungen: Diese dürfen nur noch in deutlich kleinerem Rahmen stattfinden: mit einer Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern. Zudem gilt dort die 2Gplus-Regel - Zugang also auch für Geimpfte und Genesene nur noch mit Test. Auch in Freizeiteinrichtungen und bei Messen wird 2Gplus eingeführt.
- Extreme Corona-Hotspots: In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 soll das öffentliche Leben in weiten Bereichen heruntergefahren werden. Gastronomie, Beherbergungsbetriebe aller Art, Sport- und Kulturstätten sowie körpernahe Dienstleistungen müssen schließen, Freizeit-, Sport- und Kulturveranstaltungen aller Art werden untersagt. Hochschulen müssen auf digitale Lehre umstellen. Schulen und Kitas bleiben aber auch dort offen, der Handel ebenso - dort gilt aber dann eine Beschränkung auf eine Person auf 20 Quadratmeter.
- Schulen und Kitas: In ganz Bayern bleiben Schulen und Kitas geöffnet, Schulen im normalen Präsenzunterricht. Allerdings muss nun auch im Sportunterricht wieder eine Maske getragen werden. In Kitas soll es nun flächendeckend PCR-Pooltests geben, und auch an Mittelschulen (insbesondere in der 5. und 6. Klasse) sollen sie angeboten werden. Ansonsten bleibt es beim bisherigen System mit den Schnelltests.
Aber „das ist keine langfristige Lösung“, sagte Söder und äußerte Zweifel, ob eine partielle Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen wirklich ausreiche und „die einzige Lösung sein kann für nächstes Jahr“.
Wie Söder sagte, soll für Ungeimpfte in Bayern ein "De-facto-Lockdown" gelten. Dies werde durch die flächendeckende 2G-Regel erreicht. Außerdem werde es Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte geben. Diese dürfen sich mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Söder sagte: "Wir müssen handeln, wir müssen etwas tun. Wir haben lange Rücksicht auf Ungeimpfte genommen."
Schulen und Kitas sollen geöffnet bleiben. Außerdem soll für die Gastronomie eine Sperrstunde ab 22.00 Uhr eingeführt werden. Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur noch in deutlich kleinerem Rahmen stattfinden: mit einer Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern.
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Zudem gilt dort die 2G-plus-Regel – Zugang also auch für Geimpfte und Genesene nur noch mit Test. Überdies würden alle Weihnachtsmärkte in Bayern abgesagt, kündigte Söder an. Mehrere Städte hatten ihre Weihnachtsmärkte in den vergangenen Tagen bereits abgesagt.
Öffentliches Leben in Corona-Hotspots herunterfahren
In Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 werden die Maßnahmen noch strenger ausfallen: Es gibt dann einen Lockdown. Das öffentliche Leben soll dort in weiten Bereichen heruntergefahren werden. Gastronomie, Sport- und Kulturstätten müssen schließen, Veranstaltungen werden untersagt, wie Söder ankündigte. Schulen und Kitas sollen aber auch dort weiter offen bleiben.
Derzeit haben acht bayerische Landkreise eine Inzidenz über 1000. Söder sagte, er erwarte hier aber einen Anstieg. Die Beschlüsse des Kabinetts sollen am Dienstag in den Landtag eingebracht werden und dort beschlossen werden.
Söder sprach sich für 2G auch unter Fußballprofis aus und rief noch ungeimpfte Spieler zur Impfung auf. "Das wäre ein Riesensignal, dass eine Identität zwischen Fans und Spielern herrscht. Denn die Fans im Stadion müssen viel auf sich nehmen und für die Fans sind die Fußballspieler da", sagte er.
2G für den Profifußball "sinnvoll"
Die Verantwortlichen in den Dach2G für den Profifußball als "sinnvoll"verbänden und Vereinen würden sich sehr bemühen, sagte Söder. "Jeder Spieler, der sich nicht bereit erklärt, dort an der Stelle diesen Weg zu gehen, wird am Ende seinem Verein keinen großen Gefallen tun und dem großen Sport ebenso."
Söder beschrieb 2G für den Profifußball als "sinnvoll", auch wenn das rechtlich schwierig durchzusetzen sei. "Es ist ein lebensgefährliches Unterfangen, sich nicht zu impfen", betonte der Ministerpräsident. Zuletzt hatte die Debatte um den ungeimpften Bayern-Profi und Nationalspieler Joshua Kimmich für Aufsehen gesorgt.
Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) appellierte einmal mehr an die Menschen im Freistaat, sich impfen zu lassen und freiwillig ihre Kontakte zu reduzieren. Dem Gesundheitssystem drohe der Kollaps. In vielen Teilen des Freistaats sind die Kliniken wegen der hohen Zahl an Corona-Patienten an der Belastungsgrenze. Aus München heißt es, Kliniken bereiteten sich auf die Triage vor. (dpa, AFP, Tsp)