Lobbyist, Vollzeit-Vater, „Kloppo“: Baerbocks Mann Daniel Holefleisch und seine drei Rollen
Er meidet das Licht der Öffentlichkeit, doch sein Einfluss ist groß: Baerbocks Mann Daniel Holefleisch. Sein Job könnte womöglich politisch heikel werden.
Noch steht er im Schatten von Annalena Baerbock, kaum etwas ist einer breiteren Öffentlichkeit über den Ehemann der Grünen-Kanzlerkandidatin bekannt: Daniel Holefleisch. Auch jetzt beim Parteitag dürfte sich der 48-Jährige dem Blitzlichtgewitter und den TV-Kameras fernhalten.
Dabei hat Baerbocks Angetrauter durchaus Einfluss, ist bestens vernetzt bei den Grünen. Parteiintern bekannt ist er auch unabhängig von seiner Frau. Es ist bald 20 Jahre her, da gründete das Grünen-Mitglied noch als Student die „Politikfabrik“. Im Bundestagswahlkampf wollte er für seine Partei vor allem junge Menschen begeistern.
Es gab Workshops und Partys, einen ersten Internet-Wahlkampf und regelmäßige SMS an Interessierte. Drei Tage vor der Wahl eröffnete er ein 24-Stunden-Online-Wahlkampfbüro. Nutzerinnen und Nutzer konnten dem Wahlkampfteam live bei der Arbeit zuschauen und Fragen stellen.
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„Nur wer die Leute dort abholt, wo sie sich aufhalten und engagieren, kann etwas erreichen“, verriet der Wahlkampfmanager, Fußball-Fan und selbsternannte „Meistertrainer“ damals. Mit einer „coolen Verpackung für spröde Zusammenhänge“ allein sei nicht viel zu holen. Und trotzdem, sein Geheimtipp von einst: ein gewisses Augenzwinkern.
Zuständig war er damals schon in der Grünen-Zentrale für Unternehmenskontakte. Inzwischen ist das zu seinem Hauptberuf geworden. Holefleisch ist Lobbyist. Er arbeitet seit 2017 als „Senior Expert Corporate Affairs“ bei der Deutschen Post DHL Group in Berlin. Sein Fokus liegt auf den Politikfeldern E-Commerce, Datenschutz, Finanzen und Human Resources. Damit ist Holefleisch mittlerweile im Unternehmen für die Politikkontakte zuständig.
Vor allem im stark regulierten Postmarkt sind verlässliche Kontakte in Parlament und Regierung Gold wert. Schließlich verdient die Post vor allem durch ihr Porto. Das jedoch wird vom Bund bewilligt. Und darüber hinaus ist der Bund direkt an der Post beteiligt.
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Damit könnte der Beruf von Baerbocks Mann im heraufziehenden Bundestagswahlkampf politisch durchaus heikel werden: Gerade die Grünen wollen den Lobbyismus stärker regulieren. Und nicht zuletzt in der Maskenaffäre der Union war es die Kritik der Grünen, die besonders laut war.
Vorerst wird Holefleisch aber trotzdem weiter für die Post arbeiten. „Solange Frau Baerbock Parteivorsitzende und Abgeordnete ist und nicht Teil der Exekutive, ist es weiterhin vereinbar“, sagte Parteisprecherin Nicola Kabel kürzlich der „Wirtschaftswoche“. Erst wenn die Grünen in die Regierung kommen, werde Baerbocks Mann alles tun, um nicht einmal den Anschein einer Interessenverquickung entstehen zu lassen. Kurzum: Er wird seinen Job wohl aufgeben.
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Bereits jetzt ist Holefleisch zu Hause in Potsdam für die Erziehungs- und Hausarbeit zuständig. „Mein Mann übernimmt die volle Verantwortung und Arbeit zuhause. Schon die letzten Jahre hat er seine Stunden im Job reduziert, weil ich oft frühmorgens aus dem Haus gehe und in der Nacht nach Hause komme“, sagt Baerbock. Das Paar hat zwei Mädchen im Alter von fünf und neun Jahren.
In der Endphase des Wahlkampfs wird Holefleisch ab August eine Auszeit nehmen und ganz zuhause sein, „auch um beim Schulanfang unserer jüngeren Tochter als Vater da zu sein“, so Baerbock. Sollte sie selbst nach der Bundestagswahl Ministerin oder sogar Kanzlerin werden, dürfte für ihn ein Jobwechsel anstehen. „Wenn ich ein Regierungsamt annehme, ist ganz klar, dass mein Mann seine Arbeit dort so nicht fortführen wird“, hat Baerbock mit Blick auf den Post-Job ihres Mannes angekündigt.
Wie das aussehen kann, darauf gibt Holefleischs Facebook-Profil schon heute einen Ausblick. Auf seiner Seite gibt es ein älteres Foto, das ihn dabei zeigt, wie er im Garten von Sanssouci einen Kinderwagen schiebt. Neben ihm ist ein alter Freund aus Gütersloh zu sehen, Erdal Can, Grünen-Kreisvorsitzender.
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Auf der Facebook-Seite trägt Holefleisch übrigens den Namen „Kloppo“. Der Spitzname rührt von seiner frappierenden Ähnlichkeit mit Jürgen Klopp. Selbst die Parteikollegen Cem Özdemir und Claudia Roth stellen ihn gerne mal als „Kloppo“ vor, verriet der bekennende Werder-Fan in einem Interview mit der „Welt“. Auch Taxi-Fahrer verwechseln ihn wohl manchmal – und wollen dann ein Foto mit ihm machen.
Und es gibt offenbar noch eine Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Dortmund- und heutigen Liverpool-Coach, nämlich die Siegerpose. In einem Interview lässt eine Erklärung von Baerbocks Mann aufhorchen, vor allem mit Blick auf den Grünen-Parteitag. Holefleisch meint: „Nach Wahlsiegen kann ich auch schon mal aus der Haut fahren und vor Freude herumspringen.“