Krisentreffen zur Ukraine: Außenminister fordern Stopp aller Kämpfe in der Ostukraine
Langwierig und kontrovers - vier Stunden lang haben die Außenminister der Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs in Berlin über die Ukraine-Krise gesprochen. Es sei noch ein langer Weg zu gehen bis zur Lösung des Konflikts, sagte Gastgeber Frank-Walter Steinmeier.
Nach kontroversen Verhandlungen haben sich die Außenminister der Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs auf eine gemeinsame Erklärung zur Entschärfung des Konflikts in der Ostukraine geeinigt. Darin fordern sie einen sofortigen Stopp der wieder aufgeflammten Kämpfe und befürworteten nach ihrem Treffen am Montagabend auch eine Stärkung der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Region sowie die komplette Umsetzung des ins Stocken geratenen Gefangenenaustauschs.
Zudem verlangten sie gemeinsam den Rückzug weiterer schwerer Waffen und forderten die Konfliktparteien auf, umgehend die Besetzung der seit langem geplanten Arbeitsgruppen zur Vorbereitung einer politischen Lösung des Konflikts zu regeln. Diese sollen sich unter Aufsicht der Kontaktgruppe aus Vertretern Russlands, der Ukraine, der Separatisten und der OSZE über dringende humanitäre Hilfe für die Bevölkerung, Schritte zum Wiederaufbau und zur Vorbereitung der geplanten Lokalwahlen in der Ostukraine verständigen.
Schwierige Diskussion
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) berichtete am frühen Dienstagmorgen von sehr langwierigen und kontroversen Gesprächen. „Jedem ist bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben“, sagte er nach dem rund vierstündigen Treffen. Ohne weitere Anstrengungen drohe der in der weißrussischen Hauptstadt Minsk vor zwei Monaten formulierte politische Prozess zu entgleiten, warnte Steinmeier.
An das Krisentreffen in Berlin - es war das fünfte dieser Art - schließt sich am Dienstag und Mittwoch eine G7-Außenministerkonferenz in Lübeck an. Auch dort geht es unter anderem um die Lage in der Ukraine. Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist allerdings nicht dabei: Russland wurde wegen der Annexion der Krim aus der Staatengruppe ausgeschlossen, die früher G8 hieß. Ihr gehören heute neben Deutschland und Frankreich die USA, Kanada, Italien, Großbritannien und Japan an.
Vorwürfe von Poroschenko
In einem Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel warf der ukrainische Präsident Petro Poroschenko unmittelbar vor dem Treffen in Berlin den Separatisten vor, die vereinbarte Waffenruhe nicht einhalten zu wollen. Die Aufständischen seien zudem nicht bereit, wie versprochen schweres Kriegsgerät aus dem Unruhegebiet Donbass abzuziehen und Gefangene freizulassen, erklärte das Präsidialamt in Kiew am Montagabend. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes machte dagegen beide Seiten für die Verstöße gegen die Waffenruhe verantwortlich. (dpa)