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Rainer Brüderle.
© dpa

FDP-Spitzenkandidat: Aufregung um Sexismus-Vorwürfe gegen Brüderle

Eine Journalistin des "Stern" wirft dem Spitzenkandidaten der FDP vor, sich ihr in einer Bar unangemessen genähert zu haben. Auch anzügliche Bemerkungen sollen gefallen sein. Parteifreunde sprechen von "schmutzigem Journalismus".

Von Antje Sirleschtov

Wenn Journalisten Politiker treffen, sind nicht immer Kameras und Mikrofone dabei. Am Rand von Parteitagen, vor Klausurtagungen oder manchmal auch nur am Ende eines langen Arbeitstages im Bundestag: Man sitzt zusammen, in einem Restaurant, an der Hotelbar. Man redet. Man trinkt Wein. Die Atmosphäre ist entspannt. Politiker vertrauen in solchen Momenten darauf, dass das offen gesprochene Wort im Raum bleibt, später nirgendwo geschrieben oder gesendet wird. Journalisten, Männer und Frauen, schätzen solche Abende sehr: Man kann dort Einblicke gewinnen, im besten Fall Neues erfahren. Auch polit-journalistische Ehen sollen zu solchen Gelegenheiten schon entstanden sein.

Nun berichtet eine 29-jährige Journalistin im „Stern“ davon, wie sie sich an einem solchen Abend belästigt fühlte. Von Worten, von Gesten, von Blicken, die sie als unangemessen, ja sexistisch, empfunden hat. Andere Medien steigen ein, das politische Berlin diskutiert. Die Story trägt den Titel „Der Herrenwitz“ und es geht darin um den 67-jährigen Fraktionschef der FDP, Rainer Brüderle. Der Mann ist Pfälzer, er trinkt gern einen Wein und seit er, das ist schon gut zehn Jahre her, in seiner Heimat unter anderem Weinbauminister war, erzählt man sich, der Brüderle habe jede Weinkönigin im Land schon geküsst. Wahrscheinlich war das auch so. Nun ist Brüderle ein älterer Herr mit Charme. Oder vielleicht doch ein aufdringlicher alter Sack, der seine politische Macht genutzt hat, eine junge Frau unanständig zu bedrängen. Der Beschuldigte schweigt zu dem Bericht. Einige seiner Fraktionskollegen, Männer und Frauen, sprechen von „Sauerei“ und „Tabubruch“ und schmutzigem Journalismus.

Die Geschichte liegt schon ein Jahr zurück. Der Vorfall, schreibt die Autorin Laura Himmelreich, habe sich am Vorabend des „Dreikönigstreffens“ im Stuttgarter Hotel „Maritim“ an der Bar zugetragen: Brüderles Blick sei auf ihren Busen gewandert. „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“, soll er gesagt haben. Dann habe er nach ihrer Hand gegriffen und diese geküsst. Später, beim Abschied, sei Brüderle mit seinem Gesicht sehr nah an ihres gekommen, woraufhin sie einen Schritt zurückgewichen und ihre Hände vor ihren Körper gehalten habe.

Warum die Autorin die Story erst jetzt aufschreibt und nicht vor einem Jahr? „Weil es relevant ist, wenn das ,neue Gesicht’ der FDP veraltete Klischees lebt“, twittert sie zur Begründung. Brüderle ist seit Montag Spitzenkandidat seiner Partei.

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