zum Hauptinhalt
Israels Ministerpräsident Netanyahu applaudiert, als der guatemaltekische Präsident Morales die neue Botschaft des Landes in Jerusalem eröffnet.
© AFP Photo/Pool/Ronen Zvulun

Naher Osten: Auch Guatemala eröffnet neue Botschaft in Jerusalem

Nach den USA hat auch Guatemala seine neue Botschaft in Jerusalem eröffnet. Israels Ministerpräsident Netanjahu sagt: "Sie haben immer zu den ersten gehört."

Der mittelamerikanische Staat Guatemala ist dem Beispiel der USA gefolgt und hat seine Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegt. Der guatemaltekische Präsident Jimmy Morales nahm am Mittwoch persönlich an der Einweihung der Vertretung in einem Bürogebäude in Jerusalem teil. Er sprach von einer „mutigen Entscheidung“ seines Landes und einem „wichtigen Schritt für die Zukunft beider Völker“.

Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu war als Gast bei der Eröffnung dabei. Er hatte die Entscheidung Guatemalas begrüßt und einen Besuch in dem Land in Aussicht gestellt. "Sie haben immer zu den ersten gehört", sagte Netanjahu bei der Zeremonie zu Präsident Morales. Guatemala sei damals das zweite Land gewesen, das den neuen Staat Israel anerkannt habe.

Nächste Woche folgt Paraguay als dritter Staat

Nach den USA ist Guatemala nun das zweite Land, das seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Die USA hatten diesen Schritt am Montag vollzogen, kommende Woche folgt dann Paraguay. Die Eröffnung der US-Botschaft wurde von blutigen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen begleitet. Dutzende Palästinenser wurden dabei getötet und mehr als 2400 verletzt.

Guatemala hatte 1956 erstmals seine Botschaft in Jerusalem eröffnet. Nach Angaben von Arie Kacowicz, Professor für internationale Beziehungen an der Hebräischen Universität, hatten Guatemala und mehrere andere lateinamerikanische Länder ihre Botschaften bis 1980 in Jerusalem. Dann annektierte Israel den 1967 eroberten Ostteil Jerusalems und Guatemala zog seine diplomatische Vertretung ab. Danach befand sich die Botschaft in Tel Aviv. „Israel und Guatemala haben seit langem gute Beziehungen“, sagte Kacowicz. Grund für den Umzug der Botschaft sei jedoch „nicht nur das Verhältnis zu Israel, sondern auch (Guatemalas) große Abhängigkeit von den USA“.

Der lateinamerikanische Staat hatte 1994 schon einmal beabsichtigt, seine Botschaft wieder nach Jerusalem zu verlegen. Der damalige Präsident Ramiro De León hatte dies angeordnet - zog wegen Protesten in Guatemala jedoch die Entscheidung zurück. Im Januar erklärte Israel Guatemala zum Land mit Priorität bei Kooperationen, im März besuchte der Chef der Agentur für internationale Entwicklungskooperation des israelischen Außenministeriums (MASHAV), Gil Haskel, das Land.

Verlegung könnte problematisch für den Handel werden

Problematisch könnte die Verlegung der Botschaft für den Handel Guatemalas werden: Das Land ist der weltgrößte Produzent von Kardamom, die Märkte in arabischen Ländern sind wichtige Abnehmer des Gewürzes. Die rund 40.000 eher kleinen Kardamom-Produzenten fürchten einen Boykott ihrer Ware nach der Botschaftsverlegung.

Die Verlegungen der Botschaften innerhalb Israels sind umstritten. Der Status von Jerusalem soll nach Auffassung der internationalen Gemeinschaft in zukünftigen Friedensgesprächen zwischen Israel und den Palästinensern festgelegt werden. Israel beansprucht ganz Jerusalem als Hauptstadt, die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen künftigen eigenen Staat Palästina.

Wegen des ungeklärten Status der Stadt galt es bislang als diplomatischer Konsens, dass ausländische Staaten ihre Botschaft nicht in Jerusalem ansiedeln. Dadurch sollte vermieden werden, Jerusalem vor einer endgültigen Friedensregelung als alleinige Hauptstadt Israels anzuerkennen. US-Präsident Donald Trump brach mit diesem Konsens. (AFP, dpa)

Zur Startseite