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Ein russische Interkontinentalrakete des Typs Topol-M fährt am 09.05.2013 auf den roten Platz in Moskau.
© dpa

Political Animal: Atomwaffen - weniger hilft nicht mehr

Die Atomarsenale werden modernisiert - von allen, überall. Keine Atommacht ist bereit zurückzustecken.

Die Ära des Helmut Kohl – sie begann damit, dass er Anfang der 80er Jahre den Nato-Nachrüstungsbeschluss in Deutschland durchsetzte. Das waren Zeiten! Die Sowjetunion wollte nicht so abrüsten, wie der Westen es wollte, und da waren doch die bedrohlichen atomaren SS-20-Mittelstreckenraketen… Nach dem Ende des Kalten Kriegs 1989 und der Wiedervereinigung keimte dann die Hoffnung auf eine atomwaffenfreie Welt. Und heute? Bisher hat sich wenig getan.

Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri berichtet, gibt es kein Land, das sich in einer „vorhersehbaren Zukunft“ von seinen nuklearen Waffen verabschieden möchte. Mehr noch: Sowohl die USA als auch Russland betreiben „extensive und teure nukleare Modernisierungsprogramme“. In den kommenden Jahren würden allein die USA insgesamt 874 Milliarden Euro ausgeben, lauten Schätzungen. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt für 2017 liegt bei rund 330 Milliarden.

Deutschland hält an der Vision fest

Zusammen verfügen Russen und Amerikaner über 93 Prozent aller Atomwaffen. Die USA hatten Anfang des Jahres 6800 Sprengköpfe, 1800 abschussbereit. Russland hatte 7000 Sprengköpfe, 1950 direkt einsetzbar. Der Rest entfällt laut Sipri und seinen begründeten Annahmen auf Großbritannien (215), Frankreich (300), China (270), Indien (bis zu 130), Pakistan (bis zu 140), Israel (80) und Nordkorea (bis zu 20). Anfang 2017 hatten alle zusammen vermutlich 14935 nukleare Sprengköpfe. Das sind zwar 460 weniger als noch Anfang 2016. Die Reduzierung geht aber anscheinend zurück auf den Abbau veralteter Systeme, um dem „New Start“-Abkommen von 2011nachzukommen.

Auch die kleineren Atommächte sind übrigens dabei, ihre Waffensysteme zu modernisieren: Dazu zählen China, Pakistan und Indien. Die beiden letztgenannten Länder wollen auch noch mehr Atomwaffen anschaffen, heißt es.

Deutschland hält dagegen unbeirrt an der Vision einer nuklearwaffenfreien Welt fest – durch das Amt der „Beauftragten der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle“, das 1965 mit Blick auf die enge Verknüpfung mit den Bemühungen um die Wiedervereinigung geschaffen wurde. Die Beauftragte heute ist (seit 2015) Patricia Flor, 55, gelernte Diplomatin und Journalistin. Und Fachfrau für die vormalige Sowjetunion. Da schließt sich der Kreis.

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