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Ein Mitglied der Amhara Spezialkräfte der Äthiopischen Armee (Symbolbild).
© Eduardo Soteras/AFP
Update

Nach Angaben der Regierung: Äthiopiens Armee hat Hauptstadt von Rebellenregion Tigray eingenommen

Der Flughafen Tigrays und weitere Standorte sollen von der äthiopischen Armee eingenommen worden sein. Tausende Menschen flüchteten, die Uno ruft zu Hilfe auf.

Im Konflikt in Äthiopien haben die Streitkräfte des Landes laut Regierungschef Abiy Ahmed die Hauptstadt der Region Tigray eingenommen. Die Zentralregierung habe nun volle Kontrolle über Mekele, teilte Abiy am Samstag mit.

Der Flughafen und andere wichtige Standorte seien eingenommen worden. Zudem wurden nach seinen Worten Tausende Soldaten befreit, die die Volksbefreiungsfront TPLF gefangen genommen hatte.

Die TPLF ist bisher in der nördlichen Provinz an der Macht gewesen. Äthiopiens Regierung hatte vor mehr als drei Wochen eine militärische Offensive gegen sie begonnen, um sie zu stürzen.

Abiy sagte, nun sei die letzte Phase der Militäroffensive beendet. Zuvor hatte der mit der Regionalregierung verbundenen Fernsehsender Tigray TV berichtet, dass Mekele mit schwerer Artillerie bombardiert worden sei.

Die für den Tigray-Konflikt von der Zentralregierung gegründete Taskforce hatte erklärt, die äthiopischen Streitkräfte zielten nur auf militärische Ziele und Waffendepots der TPLF. Zivileinrichtungen wie Schulen oder Wohngebiete würden nicht angegriffen. Äthiopiens hatte die Offensive am Donnerstag angekündigt.

Region ist von der Welt abgeschnitten

Die Region Tigray rufe „alle, die ein reines Gewissen haben, einschließlich der internationalen Gemeinschaft, dazu auf, die Angriffe und Massaker mit Artillerie und Kampfflugzeugen zu verurteilen“, hieß es zuvor in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung der Regionalregierung. Bereits am Vortag seien „mehrere Viertel in Mekele von Militärflugzeugen bombardiert“ worden.

Die Überprüfung von Aussagen der Konfliktparteien ist schwierig, da die Region seit Beginn der Unruhen praktisch von der Welt abgeschnitten ist. Allerdings bestätigten Entwicklungshelfer der Nachrichtenagentur AFP den Angriff auf Mekele – ohne jedoch Einzelheiten nennen zu können.

Warnung vor Kriegsverbrechen

Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld gewarnt, dass die Bombardierung von Mekele ein Kriegsverbrechen darstellen könnte. Die Organisation Human Rights Watch wies darauf hin, dass Warnungen des äthiopischen Militärs an die Zivilbevölkerung allein nicht ausreichen würden.

Dies treffe insbesondere dann zu, wenn Luftstreitkräfte und schwere Waffen in überfüllten städtischen Gebieten eingesetzt würden. Die Uno rief zu Hilfen für die Tigray-Flüchtlinge auf.

In Tigray gibt es bereits seit Monaten Spannungen. Die dort regierende TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor der aktuelle äthiopische Regierungschef Abiy 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt Abiy nicht an, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.

Anfang des Monats sandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch der Konflikt mit der TPLF vollends entbrannte. Abiy hat die Appelle internationaler Politiker, die Kämpfe einzustellen und einen Vermittler in dem Konflikt zuzulassen, zurückgewiesen.

Er werde die Militäroffensive in der Region im Norden des Landes fortsetzen, erklärte er am Freitag auch nach Gesprächen mit Gesandten der Afrikanischen Union (AU).

Mehr als 43.000 Menschen auf der Flucht

Mehrere tausend Menschen sind nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden. Mehr als 43.000 Menschen flohen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) aus dem Konfliktgebiet, die meisten in den Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnten.

Um die Flüchtlinge zu versorgen braucht der Sudan nach Angaben von UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi umgerechnet rund 125 Millionen Euro. Dieses Geld werde gebracht, um zumindest für sechs Monate die Geflüchteten aus dem Nachbarland zu versorgen. Grandi rief bei einem Besuch in dem rund 80 Kilometer von der Grenze entfernten Flüchtlingslager Um Rakuba die Weltgemeinschaft zu Spenden auf, um den Menschen Wasser, eine Unterkunft und medizinische Versorgung geben zu können. (AFP)

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