zum Hauptinhalt
Syrische Demonstranten liegen vor einem Bild des syrischen Präsidenten Assad auf dem Boden. Sie protestieren gegen den geplanten Militäreinsatz der USA.
© AFP

Militärschlag vertagt: Assads Gegner fühlen sich alleingelassen

Weil US-Präsident Barack Obama erst eine Drohkulisse aufbaute und dann nicht reagierte, sieht die syrische Opposition das Regime gestärkt.

Syrische Oppositionelle sind enttäuscht von US-Präsident Barack Obama. Sie fürchten, nachdem sich die US-Regierung nun doch gegen einen raschen Militärschlag entschieden hat, dass das Assad-Regime die Zeit nutzen könnte, um sich einserseits für eine Intervention zu wappnen und andererseits den Kampf gegen die Rebellen noch zu verschärfen. Erst eine Drohkulisse aufzubauen und dann nicht zu agieren, werde Assad und seine Gefolgsleute stärken, beklagen Aufständische in der „Washington Post“. „Assad hat von der internationalen Gemeinschaft grünes Licht bekommen“, sagte Musab Abu Katada vom oppositionellen Militärrat aus Damaskus. Die Botschaft, die Assad erhalten habe, laute: „Du kannst deine eigenen Leute mit konventionellen Mitteln töten, nur nicht mit Chemiewaffen.“

Die Verzögerung des erwarteten US-Angriffs gebe dem Regime zudem mehr Zeit, seine Soldaten und Waffensysteme in Sicherheit zu bringen, so das Resümee der Nationalen Syrischen Koalition. Die Oppositionellen warnten am Sonntag, in den vergangenen Tagen seien weitere Artilleriegeschütze, Raketen und Truppen in Wohngebiete sowie auf das Gelände von Universitäten und Schulen verlegt worden. Dadurch werde ein Angriff auf rein militärische Ziele deutlich erschwert.

US-Präsident Barack Obama hatte am Samstag angekündigt, er wolle den Kongress über einen Angriff entscheiden lassen. Der Kongress wird erst nach der parlamentarischen Sommerpause ab dem 9. September über den Antrag Obamas entscheiden. Die US-Regierung begründet ihre Angriffspläne mit dem Einsatz von Giftgas – nach den Worten von Außenminister John Kerry verfügen die USA über Beweise, dass dabei das Giftgas Sarin eingesetzt wurde.

Der Grünen-Verteidigungspolitiker Omid Nouripour sagte, sollten die USA eindeutige Beweise dafür haben, dass die Urheberschaft des Giftgasanschlags beim Assad-Regime liege, dann sei es „zwingend nötig“, dass sie diese veröffentlichen, um die Weltgemeinschaft zu überzeugen. Zugleich warnte Nouripour: „Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass über die Debatte um das Ob und Wann eines Militärschlags vergessen wird, was nicht weniger wichtig und aktuell ist – die berechtigte große Sorge, dass der Konflikt auf die Nachbarländer übergreift“. Wer von einem Flächenbrand rede, müsse etwas dagegen tun, sagte Nouripour. Vordringlich sei die Stabilisierung der Nachbarstaaten, in erster Linie durch Hilfe bei der Aufnahme von Flüchtlingen – Millionen seien bereits in den Libanon, Jordanien und den Irak geflohen und weitere würden es tun. (mit dpa)

Zur Startseite