Warten auf Facharzttermine: Ärztepräsident will Eilüberweisungen
Die neue Regierung plant eine Termingarantie für Kassenpatienten beim Facharzt. Vier Wochen Warten sollen das Maximum sein. Den Medizinern gefällt das gar nicht - sie möchte das Terminmanagement nicht aus der Hand geben.
Politischer Druck macht erfinderisch. Nachdem die neue Regierung künftig alle gesetzlich Versicherten, die binnen vier Wochen keinen Termin beim Facharzt erhalten, auf Kosten der niedergelassenen Mediziner ins Krankenhaus schicken will, haben plötzlich nun auch deren Funktionäre eine Idee zur Verhinderung überlanger Wartezeiten.
Man könne für Facharzttermine „eine neue Form der dringlichen Überweisung schaffen“, schlug Ärztepräsident Frank- Ulrich Montgomery vor. Nur Patienten ohne Überweisung des Hausarztes müssten dann noch „unter Umständen etwas länger warten“, sagte Montgomery der „Rheinischen Post“. Die geplante Regelung zur Ersatzbehandlung im Klinikum nannte der Funktionär dagegen „unsinnig“. Das Terminmanagement müsse in den Händen der Mediziner bleiben. Und die Kliniken seien nicht darauf eingestellt, weniger schwere Fälle von Fachärzten zu übernehmen.
Lauterbach: Eine Ergänzung, aber keine Alternative
SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach versprach, den Vorschlag zu prüfen. Die neue Überweisungsform könne eine sinnvolle Ergänzung für Patienten sein, sagte er dem Tagesspiegel. Keinesfalls eigne sie sich aber als Alternative zu der geplanten Termingarantie. Schließlich gehe es SPD und Union darum, auch die Terminvergabe für Routinebesuche beim Facharzt zu beschleunigen. Deutschland habe die höchste Dichte an niedergelassenen Fachärzten in ganz Europa, sagte Lauterbach. Gemessen daran müsse es auch für Kassenpatienten bei der Terminvergabe zügiger gehen.
Die Krankenkassen begrüßten die geplante Regelung. Zwar seien die Wartezeiten im deutschen Gesundheitswesen gemessen an anderen europäischen Ländern „das geringere Problem“, sagte AOK-Vorstand Uwe Deh dem Tagesspiegel. Solange es jedoch immer noch Ungleichbehandlungen bei der Terminvergabe gebe, sei es „richtig, dass sich die Politik mit dem Thema beschäftigt“. Wie eine neue Regelung aussehen könne und wer Garant für schnelle Arzttermine sein solle, müsse allerdings noch genauer geklärt werden.
Die langen Wartezeiten für Kassenpatienten sind der Politik seit Jahren ein Ärgernis. Die Sozialdemokraten wollten das Problem per einheitlicher Bürgerversicherung beseitigen. Inzwischen machen aber auch viele Krankenkassen für ihre Mitglieder Druck bei der Terminvergabe. Nach einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung müssen elf Prozent der gesetzlich Versicherten länger als drei Wochen auf einen Arzttermin warten. Bei privat Versicherten sind es nur vier Prozent. Am längsten sind die Wartezeiten bei Psychiatern, Kardiologen, Frauenärzten, Urologen, Hautärzten, Orthopäden und Augenärzten.