Artenschutzkonferenz: Artensterben soll erst 2020 gestoppt sein
Die Artenschutzkonferenz ist am Freitag zu Ende gegangen - und hat die Ziele von Johannesburg verfehlt.
Berlin - Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen ist die Rettung der Artenvielfalt nun um zehn Jahre verschoben worden. Auf der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt, die am Freitag im japanischen Nagoya zu Ende gegangen ist, wurde beschlossen, das Ziel des 2002er Weltgipfels in Johannesburg auf 2020 zu verschieben. Trotzdem ist der Gipfel nicht völlig gescheitert – und das ist nach der Pleite bei den Klimaverhandlungen in Kopenhagen im vergangenen Dezember fast ein kleines Wunder.
Die Einigung zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern fand natürlich auch in Nagoya in allerletzter Minute statt. Bis zuletzt wurde um Geld gestritten. Doch am Ende stand das Paket: Die Vertragsstaaten der Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt (CBD) verpflichten sich, auf 17 Prozent der weltweiten Landfläche Naturschutzgebiete einzurichten. Bisher lag das Ziel bei 13 Prozent. Die Meeresschutzgebiete sollen von sechs auf zehn Prozent ausgedehnt werden. Und auch der zentrale Streitpunkt seit der Verabschiedung des Vertrags beim Erdgipfel in Rio 1992, die Frage nach einem gerechten Ausgleich, wenn biologische Ressourcen genutzt werden, scheint gelöst worden zu sein. Dabei geht es für die Industriestaaten darum, ob ihnen Entwicklungsländer Zugang zu genetischen Ressourcen erlauben, um daraus beispielsweise Medikamente herzustellen. Die Entwicklungsländer wollen dafür entschädigt werden. Im Grundsatz sind sich darüber auch alle einig. Die eine Seite wollte möglichst wenig dafür bezahlen, die andere hatte übersteigerte Erwartungen an die möglichen Gewinne. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, Hubert Weiger, hält die Beschlüsse von Nagoya für einen „gewaltigen Schritt“, vor allem „nach Kopenhagen“, dem Scheitern der Klimaverhandlungen.
Alles in allem war die deutsche CBD- Präsidentschaft erfolgreich. Auf Merkels Anregung hin hat in Nagoya eine Expertengruppe der Vereinten Nationen einen Bericht über den wirtschaftlichen Wert der biologischen Vielfalt vorgelegt. Zudem ist die Grundlage geschaffen worden, dass ein internationales Wissenschaftlergremium (IPBES) den ökologischen Zustand der Welt in regelmäßigen Berichten festhält. Allerdings hat Deutschlands Glaubwürdigkeit etwas gelitten. Vor zwei Jahren hatte Merkel eine Summe von 500 Millionen Euro für den Waldschutz zugesagt – der Haushaltsausschuss hat die Mittel aber soeben gesperrt. Dagmar Dehmer
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