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Autos fahren in Paris auf der Avenue des Champs-Élysées auf den Arc de Triomphe zu.
© Fredrik von Erichsen/dpa

Verkehr: Andere Länder - andere Fahrverbote

Luft die krank macht - in den Citys der europäischen Nachbarn herrschen die gleich Probleme wie in Deutschland. Und auch dort gibt es Fahrverbote.

In einigen EU-Staaten gehören strenge Regeln zur Verkehrslenkung in Innenstädten längst zum Alltag. Wie begegnen Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich der zunehmenden Luftverschmutzung, welche Einschränkungen müssen Anwohner, Pendler und Touristen hinnehmen?

Großbritannien

Die Zahl schwerer Dieselfahrzeuge mit schlechten Abgaswerten im Großraum London ist gesunken, seit diese kräftig zur Kasse gebeten werden. 100 Pfund (112 Euro) pro Tag muss berappen, wer mit einem Lastwagen oder Reisebus unterwegs ist und die gängige EU-Richtlinie nicht erfüllt. Die Vorschrift gilt nicht für normale Autos, anders als bei der City-Maut (11,50 Pfund gleich 12,93 Euro pro Tag), die tagsüber in der Innenstadt erhoben wird. Anwohner erhalten erheblichen Rabatt.

Umgekehrt sind inzwischen eine Reihe emissionsarmer Autos und Lieferwagen, die pro Kilometer weniger als 75 Gramm Kohlendioxid ausstossen, ganz von der offiziell Verstopfungs-Gebühr (congestion charge) genannten Maut befreit.

Von April an wird die Mautzone in Niedrigemissionszone (ULEZ) umbenannt, in knapp drei Jahren sollen die strikten Richtwerte in dem viel größeren Gebiet innerhalb der Ringstraßen der Stadt gelten. Dies wird 3,6 Millionen der insgesamt 8,5 Millionen Einwohner entlasten. Für Autos gilt dann der Richtwert Euro 4, für Dieselfahrzeuge Euro 6.

Italien

In den norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien, Piemont und Emilia-Romagna herrschen seit dem 1. Oktober dieses Jahres flächendeckende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge mit Euro 3 oder tiefer. Betroffen sind die Innenstädte von 209 Gemeinden mit 30.000 Einwohnern und mehr. Die Fahrverbote gelten werktags von 7.30 bis 19.30 Uhr. Sie bleiben bis zum 31. März in Kraft. Wer sich nicht an die Verbote hält, muss mit Strafen von mehreren hundert Euro rechnen.

Dass es die Regionen der Po-Ebene sind, die Verkehrsbeschränkungen für alte Diesel verfügt haben, ist kein Zufall: Hier ist im Winter die Feinstaub- und Stickoxid-Belastung der Luft am höchsten, während beispielsweise Neapel und Rom von der vom Meer her kommenden Brise profitieren, welche die Schadstoffe regelmäßig aus den Innenstädten aufs Land bläst, wo weniger Menschen leben. Dennoch hat Rom in diesem Jahr wieder fünf autofreie Sonntage beschlossen.

Spanien

Nirgendwo in Spanien ist die Luft so schlecht wie in der Hauptstadt Madrid. Vor allem im Herbst und Winter hängt über der Stadt, in deren Einzugsgebiet mehr als sechs Millionen Menschen leben und 4,6 Millionen Autos angemeldet sind, eine weithin sichtbare gelb-braune Abgaswolke. Die Bewohner Madrids nennen diese gigantische Miefwolke „Boina“ (Baskenmütze).

Vom 30. November an tritt deswegen in Madrids City ein weitreichendes Fahrverbot in Kraft. Danach dürfen nur noch Anwohner unbeschränkt mit ihren Autos ins Zentrum fahren. Für alle anderen Fahrzeugbesitzer gelten erhebliche Restriktionen.

Alte Dieselfahrzeuge, die vor 2006 zugelassen wurden, werden ganz aus der City verbannt. Das gleiche gilt für Benziner, die mehr als 18 Jahre auf dem Buckel haben. Alle jüngeren Diesel- und Benzinfahrzeuge dürfen nur noch über festgelegte Zufahrtswege bis zu einem Parkhaus fahren, auf der Straße dürfen sie nicht mehr parken. Keine Beschränkungen gibt es lediglich für hundertprozentig abgasfreie Autos.

Frankreich

Frankreich, vor allem Paris, greift beim Diesel hart durch. Die Verbote sind sehr übersichtlich nach Jahren geordnet. Vor einigen Tagen wurde bekannt, Paris weitet das Dieselverbot auf den Großraum Paris aus. Ab Juli 2019 dürfen Dieselautos, die vor 2001 gebaut wurden, nicht mehr fahren. Das sind rund 800.000 Fahrzeuge. Das Dieselverbot geht weiter: Ab 2021 betrifft es die Autos der Baujahre 2001-2005. Im Jahr 2022 werden die 2006-2010 gebauten aus der Stadt verbannt. Alle Diesel sollen 2024 aus der Stadt verbannt sein, alle Benziner 2030. Ab 2019 sollen auch schon Benziner, die 1997 gebaut wurden oder davor, aus der Stadt gejagt werden. Ganz Frankreich will ab 2040 keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen.

Eine City-Maud oder Umweltfahrzonen gibt es in Paris nicht. Mehrmals gab es in Paris in den letzten Jahren aber schon Teilfahrverbote für alle Autos, wenn die Luft zu stark verschmutzt war. An gewissen Tagen durften nur Autos und Motorräder mit ungeraden Ziffern auf dem Nummernschild im Großraum Paris fahren, an anderen Tagen nur mit geraden Ziffern.

Diesel wurde in Frankreich lange steuerlich begünstigt. Präsident Emmanuel Macron hat letztes Jahr entschieden, die Dieselsteuern vier Jahr lang stärker zu erhöhen als Benzin. Das war der Auslöser für die derzeitigen Proteste und Blockaden von Autofahrern, genannt „Gilets jaunes“ (Gelbe Warnwesten) in Frankreich.

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