Ölkonzern Shell in Nigeria: "An Skrupellosigkeit kaum zu überbieten"
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Nigeria und dem Ölkonzern Shell vor, bis heute so gut wie nichts gegen die schweren Umweltschäden durch die Ölförderung im Nigerdelta unternommen zu haben. Zum Leidwesen der Menschen.
Drei Jahre nachdem ein Bericht der Vereinten Nationen (UN) die massive Ölverschmutzung in der Region Ogoniland angeprangert hatte, geschehe immer noch kaum etwas, erklärten Amnesty und vier weitere Nichtregierungsorganisationen am Montag. Alle bisher von Shell und der Regierung in Abuja ergriffene Maßnahmen hätten reine Feigenblattfunktion.
Das Verhalten von Shell sei "an Skrupellosigkeit kaum zu überbieten", betonte BUND-Expertin Franziska Petruschke. Öl-Förderanlagen seien beim Abzug 1993 entgegen aller internationalen Standards ungesichert zurückgelassen worden, an vielen Stellen trete auch heute noch weiter Rohöl aus. Die Existenzgrundlage vieler Bauern und Fischer sei durch kontaminierte Böden und Seen zerstört.
In seinem vor drei Jahren veröffentlichten Bericht war das UN-Umweltprogramm Unep zu dem Ergebnis gekommen, dass es mindestens 25 bis 30 Jahre dauern wird, um die ölverseuchte Region Ogoniland wieder zu säubern. Unep empfahl die Einrichtung eines Sonderfonds, in den die Ölunternehmen und die nigerianische Regierung eine Milliarde Dollar (744 Millionen Euro) einzahlen sollten.
Das westafrikanische Nigeria ist der größte Ölproduzent des Kontinents, und Shell ist dort traditionell einer der größten Ölförderer. Aus Ogoniland musste sich der niederländisch-britische Konzern 1993 angesichts von Unruhen zurückziehen. Bis heute aber habe er nicht für die von ihm verursachten Schäden geradestehen müssen, kritisierte Audrey Gaughran von Amnesty International. Viele Umweltschutzorganisationen werfen den großen Ölkonzernen vor, in Nigeria wesentlich laxer mit Schutzmaßnahmen umzugehen als beispielsweise in den USA oder Europa - was Shell bestreitet.
Amnesty erinnerte daran, dass die Ölförderung über Jahrzehnte hinweg Regierungsvertreter und Ölkonzerne reich gemacht habe, der Bevölkerung aber nichts weiteres als verseuchte Böden und Flüsse hinterließ. Im April 2013 waren Shell-Vertreter erstmals seit zwei Jahrzehnten nach Ogoniland zurückgekehrt, um eine Liste mit allen verrottenden Pipelines, Brunnen und anderen Förderanlagen zu erstellen, die das Trinkwasser und die Böden in der Region verseuchen. Der Konzern hatte damals von einer wichtigen Etappe zur Erfüllung der Unep-Forderungen gesprochen. AFP
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