Verzicht auf Spitzenkandidatur: AfD-Chefin Petry tritt den Rückzug an
Die Parteichefin Frauke Petry verzichtet auf Spitzenkandidatur im Bundestagswahlkampf. Ihre Gegner bringen die Ökonomin Alice Weidel in Stellung.
AfD-Chefin Frauke Petry will ihre Partei nicht als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf führen. Das gab die 41-Jährige wenige Tage vor dem Bundesparteitag in Köln bekannt. Sie stehe „weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam zu Verfügung“, verkündete Petry am frühen Mittwochnachmittag überraschend in einer Videobotschaft. Fast zeitgleich brachte der AfD-Landesvorstand in Baden-Württemberg die wirtschaftsliberale Ökonomin Alice Weidel für das Spitzenteam in Stellung. Landessprecher Ralf Özkara sagte, Weidel habe die nötige Kompetenz, die Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen.
Petry verlangt klare Entscheidung über Strategie
Petry begründete ihren Verzicht damit, dass die AfD die drängenden Sachfragen „unabhängig von Personalfragen diskutieren“ müsse. Damit meint Petry ihren umstrittenen „Zukunftsantrag“, mit dem sie die AfD auf dem Parteitag am Wochenende zu einer Richtungsentscheidung zwingen will. Die Delegierten müssten zwischen dem von ihr favorisierten „realpolitischen“ Kurs und dem einer „Fundamentalopposition“ wählen. Ohne eine klare Entscheidung für eine Strategie werde sich die AfD „nicht zweistellig festsetzen können“, warnte Petry in ihrer Botschaft. Derzeit steht die AfD in Umfragen zur Bundestagswahl bei etwa zehn Prozent.
In ihrer Videobotschaft zeigte sich Petry am Mittwoch kompromissbereit: „Ich bin gern bereit, Passagen im Zuge der Antragsberatung umzuformulieren und so konsensfähig zu machen.“ Nach Einschätzung von Parteikreisen steigert die AfD-Vorsitzende so ihre Chancen, den „Zukunftsantrag“ durchzusetzen, der in seiner bisherigen Fassung auch direkte Kritik an AfD-Vize Alexander Gauland enthält. Dies war in weiten Teilen der Partei auf Widerstand gestoßen.
Ausgeprägtes Freund-Feind-Denken
Ohnehin hatte Petry in den vergangenen Monaten an Rückhalt verloren. Vor allem der rechtsnationalen Flügel um Gauland wirft ihr vor, mit dem Parteiausschlussverfahren gegen den umstrittenen Thüringer Landeschef Björn Höcke die Partei zu spalten. Zudem legen ihr parteiinterne Kritiker ein ausgeprägtes Freund-Feind-Denken zur Last. Petry sei nicht teamfähig.
Laut „Spiegel“ hatte es bereits Anfang vergangener Woche ein Treffen von Petry-Gegnern in Goslar gegeben. Es sei darum gegangen, wie man Petry als alleinige Spitzenkandidatin verhindern könne. Dabei sei ein Spitzenteam um Weidel und Parteivize Gauland im Gespräch gewesen. Petry hätte dabei als Mitglied im Team nur noch eine Nebenrolle gespielt. Bei dem Treffen war dem Bericht zufolge auch Rechtsaußen Höcke anwesend. Gauland habe in diesem Kreis allerdings massiv für Weidel werben müssen, da diese im Bundesvorstand für den Parteiausschluss Höckes gestimmt hatte.
Meuthen: "Ich war vorab nicht informiert"
Dass Petry sich nun als mögliche Spitzenkandidatin zurückzieht, gilt in der AfD als Etappensieg für das Lager um Gauland, Höcke und Jörg Meuthen, den Ko-Vorsitzenden von Petry. Meuthen zeigte sich am Mittwoch von Petrys Verzicht überrascht. „Ich war vorab nicht informiert“, sagt er. Er räumte aber ein, dass mit dem Rückzug Petrys ein Streitthema des Parteitags potenziell abgeräumt sei. Hätte sie eine alleinige Spitzenkandidatur angestrebt, „wäre das sehr konfliktär gewesen“.