Kampf gegen IS in Afghanistan: 36 Tote beim Einsatz der größten nicht-atomaren Bombe des US-Militärs
Die US-Streitkräfte haben im Kampf gegen den IS in Afghanistan erstmals eine tonnenschwere Bombe vom Typ GBU-43 abgeworfen. Es ist ihre stärkste nicht-atomare Bombe.
US-Streitkräfte haben in Afghanistan eine riesige Bombe des Typs GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast eingesetzt - im Militärjargon auch bekannt als „Mutter aller Bomben“. Das bestätigte das Pentagon am Donnerstag in Washington.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, es seien Vorkehrungen getroffen worden, zivile Opfer möglichst zu vermeiden. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "sehr, sehr erfolgreichen" Mission.
Die Bombe gilt mit mehr als 8000 Kilogramm Sprengstoff und elf Tonnen TNT-Äquivalent als größter konventioneller Sprengkörper der US-Streitkräfte. Er ist nach seiner Entwicklung 2003 bisher nach US-Medienberichten noch nie bei tatsächlichen Kampfhandlungen eingesetzt worden. 2003 wurde die Bombe erstmals getestet. Der Angriff erfolgte nun im Achin-Distrikt in der östlichen Provinz Nangarhar. Laut afghanischem Verteidigungsministerium kamen durch den Einsatz mindesten 36 IS-Kämpfer ums Leben.
Der Abwurf aus einem Kampfflugzeug hatte dem Pentagon zufolge Tunnel der Terrormiliz "Islamischer Staat" sowie dessen Kämpfer zum Ziel. Auf diese Weise sollte die Gefahr für die amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimiert und der Schaden bei den Terroristen maximiert werden.
Die US-Streitkräfte seien derzeit dabei, den Schaden zu beurteilen. Die Rebellen verstärkten derzeit ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern, hieß es. „Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten“, zitiert das Pentagon den Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson.
Schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen
Der IS war in Afghanistan erst 2015 aufgetaucht und soll dort nie mehr als 3000 Kämpfer gehabt haben. Lange Zeit war er nur in den beiden ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar präsent. Seit Monaten fliegen US- und afghanische Streitkräfte schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen dort. Trotzdem scheint der IS nicht geschlagen. 2016 hat er laut dem Zivilopferbericht der UN in Afghanistan mehr Menschen getötet als je zuvor.
Das hängt auch damit zusammen, dass der IS einen Strategiewechsel vollzieht: Von Versuchen, Territorium einzunehmen, zu Terroranschlägen. Seit Jahresanfang hat der IS allein in der Hauptstadt Kabul bereits drei große Anschläge für sich reklamiert. Unter anderem ein Selbstmordattentat auf das höchste Gericht des Landes mit 22 Toten im Februar und einen besonders blutigen, siebenstündigen Angriff von fünf Kämpfern auf das größte Militärkrankenhaus des Landes mit mindestens 49 Toten im März.
Erst am Mittwoch sprengte sich ein Selbstmordattentäter inmitten vieler Ministeriumsangestellter in die Luft, die gerade ihre Büros verlassen hatten. Fünf Menschen starben. Experten sind besorgt, dass auch IS-Kämpfer auf der Flucht aus Syrien und dem Irak in Afghanistan und Zentralasien eine neue Basis suchen könnten. Dies ist unter anderem Thema bei einer großen Afghanistankonferenz in Moskau am Freitag. Der IS will auf afghanischem und pakistanischem Staatsgebiet eine neue Provinz etablieren - „IS-Khorasan“. (dpa/Reuters/AFP)