Helfer der Bundeswehr erhalten Visum: 150 Afghanen dürfen nach Deutschland
150 afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr bekommen das Angebot, mit ihren Familien nach Deutschland zu reisen. Fast ein Viertel der insgesamt 1000 einheimischen Helfer fühlen sich durch die Taliban bedroht.
In der Diskussion um die Zukunft afghanischer Mitarbeiter der Bundeswehr ist eine erste Entscheidung gefallen. 150 Afghanen erhalten in den nächsten Tagen die Zusage, mit ihren Familien in die Bundesrepublik zu kommen, wenn sie dies wünschen. Das sagte Brigadegeneral Michael Vetter am Montagabend vor deutschen Journalisten in Masar-i-Scharif. Insgesamt haben bisher 236 der derzeit rund 1000 afghanischen Bundeswehrmitarbeiter erklärt, dass sie fürchten, nach dem Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan Ende 2014 von Aufständischen bedroht zu werden.
Vetter, der in Masar-i-Scharif die Rückverlegung der deutschen Truppen aus Afghanistan organisiert, war für die Prüfung der Fälle zuständig. Bei 167 Afghanen, die zumeist als Übersetzer oder Wachposten tätig sind, hat er dem zuständigen Bundesinnenministerium eine Aufnahme in Deutschland empfohlen, die übrigen 69 hält er nicht für bedroht. Er rechnet damit, dass letztlich alle 167 Afghanen, die er als gefährdet eingestuft hat, nach Deutschland reisen dürfen. In 17 Fällen sei die Prüfung in Berlin noch nicht abgeschlossen. „Bisher ist das Innenministerium unseren Empfehlungen aber zu hundert Prozent gefolgt“, sagte Vetter.
Bis zum Ende des deutschen Einsatzes können afghanische Bundeswehrmitarbeiter weiter sogenannte Gefährdungsanzeigen einreichen. Ob alle, die ein Visum für Deutschland erhalten, ihr Heimatland dann tatsächlich verlassen werden, hält Vetter allerdings für ungewiss. Da die Bundeswehr die Abfindungszahlungen für ihre afghanischen Mitarbeiter noch einmal deutlich erhöht habe, könnten sich viele entscheiden, doch zu bleiben und möglicherweise an einem anderen Wohnort eine neue Existenz aufzubauen, so seine Einschätzung.
Statt zwei Monatsgehältern sollen die Afghanen je nach Länge ihrer Beschäftigungszeit nun Beträge bis zu einem Jahresgehalt ausgezahlt bekommen. Bei einem Übersetzer wären dies bis zu 7000 US-Dollar, bei einer Reinigungskraft bis zu 3500 US-Dollar.
Zusätzlich biete Deutschland den Afghanen über die bundeseigene Entwicklungsagentur GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) Fortbildungskurse und eine Jobbörse an. „Wir lassen niemanden im Stich“, sagte Vetter mit Blick auf die in den vergangenen Wochen geäußerte Kritik am Umgang der Bundeswehr mit ihren einheimischen Mitarbeitern. Deutschland müsse sich im Vergleich zu anderen Nationen bei diesem Thema nicht verstecken.