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Bundestagswahl: 15 Grüne rangeln um Spitzenkandidatur

Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen: Bei den Grünen konkurrieren nun 15 Anwärter als Spitzenkandidaten. Neben Politprofis treten auch selbsternannte Freidenker, Naturfreunde und Bierproduzenten zur Wahl an.

Der eine Kandidat will gar keine Wahlplakate kleben und stattdessen „lieber 90 000 Bäume pflanzen“, ein anderer Cannabis für den Eigengebrauch legalisieren, ein dritter wirbt „mit pazifistischen Grüßen für einen echten Politikwechsel“. Ein Hauch grün-radikaler Frühzeit weht durch die Bewerbungsschreiben von Thomas Austermann, Werner Winkler und Peter Zimmer um die Spitzenkandidatur der Grünen für die Bundestagswahl – drei von insgesamt 15. Seit Sonntagnacht die Bewerbungsfrist abgelaufen ist, steht fest, welche Männer und Frauen die 60 000 Parteimitglieder für die zwei Plätze ganz vorne aussuchen dürfen. Die Bewerbungsunterlagen wurden auf der Website der Partei veröffentlicht.

Zwar wollten nur wenige in der Parteispitze und in den Führungen der Landesverbände wirklich eine Urwahl abhalten, denn die ist ziemlich teuer und dazu aufwendig. Doch Parteichefin Claudia Roth verhinderte eine Solo-Spitzenkandidatur von Fraktionschef Jürgen Trittin, als Realpolitiker diese vorschlugen. Auch weil dessen Kollegin Renate Künast sich nicht ins Abseits drängen lassen will, weil Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt als Letzte der vier Parteiprominenten ihren Anspruch anmeldete und weil zwei unbekannte Kandidaten aus prinzipiellen Gründen eine Basisentscheidung erzwingen wollten, muss die Ökopartei erstmals eine Art „Primary“ abhalten.

Die elf Basis-Vertreter, die ihre Partei 2013 in den Wahlkampf führen wollen, fordern streng genommen nur Trittin heraus. Denn nach den Parteistatuten muss die Doppelspitze mit mindestens einer Frau besetzt sein, das Ergebnis der Urabstimmung ist bindend. Aber keine weibliche Basis-Grüne fühlte sich aufgerufen, in das mutmaßlich aussichtslose Rennen gegen Göring-Eckardt, Künast und Roth zu gehen. Die drei Bundestagsabgeordneten machen sich nur selbst Konkurrenz.

Doch auch Trittin dürfte nicht wirklich von der Sorge umgetrieben werden, etwa von dem „humanistischen Freidenker und überzeugten Naturfreund“ (so die Eigenwerbung) Roger Jürg Kuchenreuther aus dem Landkreis Bamberg–Land oder von dem 22-jährigen Studenten Nico Hybbeneth aus Wiesbaden auf einen hinteren Platz verwiesen zu werden. Zwar gilt die Grünen-Basis traditionell als launisch und schwer berechenbar. Doch in der Partei wird Trittin als sicherer Favorit gehandelt. Unter den Frauen gelten Roth und Künast als aussichtsreicher als Göring-Eckardt, die lieber in einem Spitzenteam angetreten wäre.

Gelegenheit zur Eigenwerbung haben die Kandidaten am Freitag bei einem „ Urwahlforum“ in Hannover, dann folgen elf weitere Regionalkonferenzen für die Basis. Spätestens am 9. November soll dann feststehen, welches Spitzenduo für die Grünen in den Wahlkampf zieht.

Aus Berlin kandidiert neben Künast der Ingenieur und „Mitinhaber einer Bierfirma“ Hans-Jörg Schaller. Er schreibt in seiner teilweise satirisch anmutenden Bewerbung: „Auf die mehrseitige Wiedergabe des Parteiprogramms in eigenen Worten verzichte ich bewusst und bin natürlich gegen Armut und Hunger und für Frieden auf der Welt.“

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