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Mit einem Metalldetektor, einer Sonde und einer kleinen Schaufel sucht Olaf Kiesewetter vor dem Brandenburger Tor nach Landminen - allerdings nur nach Attrappen.
© dpa

Protest gegen Minen in Berlin: 15 000 Menschen sterben jährlich durch Landminen

Am Donnerstag haben Aktivisten vor dem Brandenburger Tor über die Gefahr durch Minen aufmerksam gemacht. Weltweit gibt es etwa 160 Millionen Minen in den Waffenarsenals der wichtigsten Produzenten. Ihre Vernichtung würde vor allem teuer werden.

Zentimeter für Zentimeter tastet sich Kampfmittelbeseitiger Olaf Kiesewetter durch den künstlich aufgeschütteten Sand am Pariser Platz. Mit einem Metalldetektor, einer spitzen Sonde und einer kleinen Schaufel sucht der 44-Jährige vor dem Brandenburger Tor nach Landminen - allerdings nur nach Attrappen. Die Aktion ist Teil des internationalen Tags zur Aufklärung über die Minengefahr und wurde von der Hilfsorganisation Handicap International initiiert, die für die Ächtung der häufig tödlichen Waffen kämpft.

Laut Vereinten Nationen sterben weltweit 15 000 Menschen pro Jahr durch Landminen, die auch Anti-Personen-Minen genannt werden. 500 000 wurden durch ihren Einsatz so schwer verletzt, dass sie für immer mit Behinderungen leben müssen und auf die Unterstützung von Mitmenschen und Hilfsmittel wie Prothesen angewiesen sind. Zu den Leidtragenden von Landminen gehören vor allem Kinder. Sie machen fast die Hälfte aller Minenopfer aus. Das liegt daran, dass die Waffen äußerlich oft ziemlich harmlos daherkommen oder aber so interessant aussehen, dass sie die Neugier der Kleinen wecken. Schmetterlingsminen beispielsweise haben schon zahlreiche Kinderleben in Afghanistan auf dem Gewissen. Aber nicht nur die Zukunft von Menschen wird durch den Einsatz von Anti-Personen-Minen getrübt: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die Waffen auch die Entwicklung der betroffenen Regionen behindern.

Anti-Personen-Minen finden sich vor allem dort, wo Krieg oder Bürgerkriege geführt wurden und werden. Am stärksten betroffen sind daher Länder wie Afghanistan, Angola, Myanmar, Bosnien-Herzegowina, Irak, Kambodscha, Kolumbien, Laos, Mosambik und Russland.

Grundsätzlich ist die Herstellung, die Nutzung und Verbreitung von Landminen seit März 1999 verboten. Damals trat die sogenannte Ottawa-Konvention der Vereinten Nationen in Kraft, die bislang von 161 Ländern, darunter Deutschland, unterschrieben und ratifiziert wurde. Infolge des Abkommens wurden bislang mehr als 46 Millionen unbenutzte Anti-Personen-Minen vernichtet. Das sei ein Fortschritt, der aber nicht ausreiche, sagt Eva Maria Fischer von Handicap International. Sie kämpft mit ihrer Organisation dafür, dass künftig auch Anti-Fahrzeug-Minen international geächtet werden. Ihre Herstellung und Nutzung sind bislang erlaubt. Auch die Bundeswehr hat die Waffen, die sich unter anderem gegen Panzer richten sollen, im Bestand, setzt sie aber nicht ein. Ganz verzichten will man bei den deutschen Streitkräften aber offenbar nicht.

Ein größeres Problem liegt laut Fischer allerdings darin, dass die wichtigsten Produzenten von Landminen - China, Russland, die USA, Pakistan, Indien und Israel - die Ottawa-Konvention nicht unterschrieben haben und in ihrem Arsenal noch 160 Millionen Landminen lagern. „Es wäre sehr teuer, sie zu vernichten“, sagt Fischer. Die Herstellungskosten einer Anti-Personen-Mine liegen bei 2,33 Euro – ihre Vernichtung kostet zwischen zehn und 100 Euro, ihre Räumung zwischen 233 und 780 Euro.

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