Katarina Witt: "Wo gehobelt wird, fallen auch Späne"
Katharina Witt hat die Aufgabe als Chefin der Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 angenommen, vor allem mit dem nötigen Charme.
In rotem Rüschenkleid steht sie auf dem Eis, ein tiefer Ausschnitt betont ihren Körper, bevor sie ihre Runde beginnt in der Olympiahalle von Calgary und das Grummeln der Zuschauer einem ehrfurchtsvollen Schweigen weicht. So elegant und sportlich perfekt hat noch keine Eiskunstläuferin die Oper „Carmen“ inszeniert wie Katarina Witt 1988. Der Lohn ist olympisches Gold und die Krönung eines DDR-Stars von Welt.
Längst gibt es das kleine Sportland nicht mehr und auch nicht die Eiskunstläuferin Katarina Witt. Inzwischen versucht sich die 45-Jährige auf dünnerem Eis: der Sportpolitik. Die frühere „Kati“ ist Chefin der Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018. Ihr Pflichtprogramm geht sie an wie eine Kür: auf der Suche nach Eleganz und Perfektion.
Am Montagabend wurde Witts Lächeln wieder um die Welt gesendet – zur Eröffnung der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen. Hier sollen die Skifahrer bald auch den olympischen Hang hinabstürzen, doch Bauern und Umweltschützer fürchten die Langzeitschäden der Wintersportindustrie. Ihnen kommt Witt, die über Revuen wie „Holiday on Ice“ und wechselnde Beziehungen mit anderen Stars ihren Weltruhm konservierte, wie eine Außerirdische vor. Witt hat sich auf die Gegner der Spiele ebenfalls nicht zubewegt. „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne“, sagt sie. Dabei kann sie charmant lächeln.
Einige Großkopferte wie der Modeunternehmer Willy Bogner haben sich schon verhoben an der Bewerbung, Witt aber nimmt die ihr zugefallene Rolle gut an. Bei den älteren Herren im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) verfängt ihr Charme, in Talkshows macht sie hinreißend Reklame. Witt ist die perfekte Außenministerin der Sportkampagne. Doch da es keinen Innenminister gibt, halten die Proteste der Gegner an. Auch davon lässt sich das IOC schon mal beeindrucken.
Katarina Witts Leben ist auch so übervoll. Als DDR-Heldin bekam sie von der Stasi einen VW Golf geschenkt und wurde gleichzeitig überwacht, schon vor der Einheit wurde sie in Amerika umjubelt. Als sie sich 1998 für den „Playboy“ auszog, war die Ausgabe zum zweiten Mal ausverkauft – nach Marilyn Monroe 1953. Ihr ruhender Pol sind die Eltern, eine Physiotherapeutin und ein Agronom.
Nun könnte wieder etwas Neues geschehen: Katarina Witt könnte in einer Zeit, in der sich Deutschland nicht mehr nach Großprojekten sehnt, das Eis für ein Großprojekt brechen.