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PORTRÄT NIGEL FARAGE UKIP-CHEF IN GROSSBRITANNIEN:: „Wir werden ein Erdbeben auslösen“

Alle in Großbritannien reden von der kommenden Parlamentswahl, nur nicht Nigel Farage, der Chef der Anti-Europa- Partei Ukip. Die Parteitags-Saison ist in vollem Schwung, im Mai 2015 wird gewählt und die Politiker scharren mächtig mit den Hufen.

Alle in Großbritannien reden von der kommenden Parlamentswahl, nur nicht Nigel Farage, der Chef der Anti-Europa- Partei Ukip. Die Parteitags-Saison ist in vollem Schwung, im Mai 2015 wird gewählt und die Politiker scharren mächtig mit den Hufen. Farage hat noch nicht einmal entschieden, in welchem Wahlkreis er dann antreten wird. Der 49-Jährige hat nämlich höhere Ziele. Er will das politische System Großbritanniens schon bei der Europawahl 2014 aufmischen. Dann soll seine Ukip stärkste Partei auf der Insel werden und ein politisches Erdbeben auslösen, versprach er seinen Parteifreunden: „Wir machen die Europawahlen zum Referendum über Großbritanniens EU-Mitgliedschaft und die offenen Grenzen der EU.“ Der Zustrom von Bulgaren und Rumänen nach Großbritannien werde dann die politische Debatte bestimmen. Schon jetzt leide die Hauptstadt London unter einer Welle rumänischer Kriminalität. Wenn die Regierungskoalition ihre Haut retten wolle, müsse sie vor dem 1. Januar 2014 die EU-Politik der offenen Grenzen aufkündigen.

Zu sagen, wie es ist, ist Farages Mission. „Wir sind die neue Partei der Arbeiterklasse“, glaubt er. Die Enttabuisierung von Themen wie Migration, Multikulturalismus, das Tragen von Gesichtsschleiern, die europäische Menschenrechtsgesetzgebung ist seine Spezialität, damit präsentiert er sich als Alternative zu den „Pappkartonpolitikern“ der anderen Parteien. Farage stellt sich auch als einziger Parteiführer dar, der mal einen richtigen Job hatte – 20 Jahre arbeitete er als Trader an der Londoner Rohstoffbörse. Vorwürfe, er habe als 17-Jähriger Hitler-Lieder gesungen, wies er als „kompletten Unsinn“ zurück, fügte aber hinzu: „Ich bedauere buchstäblich alles, was ich mit 17 gesagt und getan habe.“

Mit solcher Offenheit wirkt Farages Attacke auf das politische System Großbritanniens durchaus authentisch. Während andere Parteien beständig Mitglieder verlieren, weil sie die Belange der Menschen ignorieren, steigt bei Farages Ukip die Mitgliederzahl stetig an. Die Liberaldemokraten, die sich trotz Stimmenschwund rechts und links als ewiger Koalitionspartner anbieten, will Ukip bald als dritte politische Kraft ablösen. Dass sein Erfolg zulasten der Tory- Partei geht und Labour und dessen Parteichef Ed Miliband zur Macht in Westminister verhelfen könnte, ficht Farage nicht an. Im Gegenteil, gerade das wird ihm bis 2015 Aufmerksamkeit garantieren.Matthias Thibaut

Matthias Thibaut

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