Bürgerrechtlerin Maryam al Khawaja: "Wir erleben eine Terrorwelle"
In ihre Heimat kann sie nicht zurück. Und so tourt die 24-jährige Maryam al Khawaja aus Bahrain durch Europa und die USA, um auf die brutalen Menschenrechtsverletzungen in dem winzigen Golfstaat aufmerksam zu machen.
Die kleine eloquente Frau mit Kayal-umrandeten großen Augen leitete das Büro für Kontakte zum Ausland des Menschenrechtszentrums in Bahrain, das ihr Vater vor zehn Jahren gründete. Der war erst nach Dänemark ins Exil gegangen und 2001 mit der Familie nach Bahrain zurückgekehrt; seit den mit Gewalt niedergeschlagenen Demokratieprotesten im April sitzt er im Gefängnis. „Er wurde schwer gefoltert, hatte vier Frakturen im Gesicht, den Kiefer zerschmettert“, berichtet Maryam, die Ende März das Land verließ.
Sie ist sich sicher, dass sie bei der Rückkehr verhaftet würde. Erst vor wenigen Tagen war ihre Schwester festgenommen worden, aber nach einem Tag wurde sie wieder freigelassen. Der Vater sollte sich per Videobotschaft beim König entschuldigen, erzählt sie. Als der dies ablehnte, wurde ihm der Prozess gemacht, das Urteil wird für den 22. Juni erwartet. „Wir erleben eine Terrorwelle, alle meine Kollegen, halten sich versteckt oder sitzen bereits in Haft.“ Derzeit stehen 48 Ärzte und Krankenschwestern vor Gericht, weil sie während der Proteste Verletzte versorgt hatten. Zwei junge Aktivisten sitzen in der Todeszelle, weil sie angeblich einen Polizisten getötet haben sollen. „Die Geständnisse sind sicher unter Folter zustande gekommen“, meint Khawaja. Denn Folter wird laut der Menschenrechtsorganisation seit 2007 wieder systematisch von den Sicherheitskräften angewandt.
Al Khawaja, die selbst der schiitischen Bevölkerungsmehrheit angehört, will von einer Unterstützung durch Iran nichts wissen. „Das ist Propaganda des Königs.“ Religiös sei man sicher auf den schiitischen Iran bezogen, aber eben nicht politisch. Zwei Szenarien sieht die junge Frau für die Zukunft: Entweder es gelingt dem Regime, die Opposition zu spalten, indem sie einen Pakt mit der größten oppositionellen Wekaf-Bewegung schließt. Dann würde die Jagd auf die Demokratieaktivisten auf der Straße noch unbarmherziger. Oder die Opposition bleibt beisammen und die Straßenproteste flammen wieder auf. Unabhängig davon wird Maryam al Khawaja so schnell nicht nach Bahrain zurückkehren. Ihr Domizil schlägt sie erst einmal wieder in Dänemark auf, wo ihre Familie bereits einmal politisches Asyl gefunden hatte.
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