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Tagesspiegel-Kolumnistin Katja Demirci.
© Mike Wolff

Katja Reimann macht sich locker: Wintermüde? Diese Yogaübung hilft!

Lange hatte ich diese Yoga-DVD umkreist. Aus der Hülle genommen. Zurück in die Hülle gesteckt. Dann, vor wenigen Wochen, schob ich sie in unseren alten Laptop, den ich vorsichtig auf dem Boden des Wohnzimmers zurechtrückte.

Von Katja Demirci

Mit Schwung rollte ich meine Yogamatte davor aus. Ich würde es wirklich tun. Zu Hause turnen.

Es gibt Menschen, die machen das mit großer Leidenschaft und regelmäßig. Einige fotografieren sich sogar dabei. Jedenfalls heißen die Bilder „Yoga Selfies“. Vor einer Weile waren die Yoga Selfies ein solcher Trend, dass sich auch die internationale Prominenz dazu verpflichtet fühlte. Naomi Campbell verrenkt sich seitdem im ewig nachtragenden Internet auf einer Motoryacht, die Sängerin Ellen Goulding steht im wackligen Handstand auf einer Dachterrasse, hinter ihr, tiefblau, der Horizont irgendeines Weltmeeres.

Die absoluten Profis des Yoga-Posing sind zwei junge Frauen aus den USA, Laura Kasperzak und Masumi Goldman. So wie ich meinen Laptop ausrichte, platziert Mrs Kasperzak vor dem Yoga ihre Nikon, programmiert aufs Knipsen alle zwei Sekunden. Manchmal turnt sie mit ihrer kleinen Tochter zusammen, gelegentlich mit ihrem Mann. Immer in quietschbunten Leggins. Die besten Bilder landen anschließend online bei Instagram (@LauraSykora). Mittlerweile folgen ihr dort eine Million Yogis. Eine Million!

Ihre Freundin Mrs Goldman (@masumi_g) hat zwar später mit Yoga angefangen, ihren Bildern aber sieht man das nicht an. Ihren Trick verriet sie der New York Times: „Ich habe eine gute Kamera, die schöne Bilder macht.“ Aber, liebe Miss Goldman, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Denn wie sich bereits bei Naomi Campbell und Ellen Goulding dezent andeutet, ist auch die Gesamtkomposition der Aufnahme wichtig. Zum Vergleich: ich in Schlafanzughose auf meiner Matte im Wohnzimmer. Ich im Bikini, kopfüber auf einer Motoryacht. Picture that!

Machen wir uns nichts vor: Masumi Goldman turnt in einem herrlichen Park, im Winter gern auch im Schnee, sie sieht dabei zauberhaft aus. Ich turne gelegentlich zu Hause und auch wenn ich mich dabei nie fotografiert habe (noch nicht!), kann ich versichern, die Beschreibung „zauberhaft“ fiele garantiert niemandem dazu ein. Was mir hingegen regelmäßig auffällt, während ich über den Wohnzimmerboden rolle, ist der Zustand der Gesamtkomposition, der sich noch verbessern ließe. Da sind die Grüppchen der Wollmäuse unter unserem Sofa, der Staub auf den Regalbrettern gleich hinter dem Laptop, diese eine Leiste, schon seit drei Jahren schlecht befestigt.

Laura Kasperzaks Wohnzimmer ist mit einem dezenten hellen Teppich ausgelegt. Ob sie im Handstand darauf Saftflecken zählt? Sind sie ein Grund für das Gegenlicht auf manchem Foto? Ach nein, sicher nicht.

Meine DVD im Laptop ist produziert von einer der renommiertesten deutschen Yogalehrerinnen. Ich tue, was sie mir sagt. Es ist mir lieber, wenn ich beim Turnen nicht alleine bin. Selbst wenn ich die Abfolge der Übungen mittlerweile so gut wie auswendig weiß. Und sie bei Weitem nicht sehr anspruchsvoll sind. Nichts von dem abgefahrenen einarmigen Zeug jedenfalls, das Masumi Goldman und Laura Kasperzak auf die Matte bringen.

Meine derzeitige Lieblingsübung ist der Wintermüdigkeit geschuldet: die Stellung des Kindes. 11 Minuten in dieser Haltung sollen erholsam sein wie vier Stunden Schlaf, heißt es. Knie auf die Matte, Po auf die Fersen, Oberkörper und Stirn ablegen, Arme nach hinten, Augen zu. Dabei könnt ihr mich gerne fotografieren. Am besten von oben. Meine Matte ist schön grün.

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