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Ehrensold für Ex-Bundespräsidenten: Wie Wulff ein Zeichen setzt

Nur kein Sozialneid! Helmut Schümann findet es schade, dass Christian Wulff schöne Vorsätze nun nicht mehr Wirklichkeit werden lassen kann.

Es kommt schließlich immer darauf an, wann man etwas sagt. Weil man hinterher meist schlauer ist als vorher. Einem sehr alten Bundeskanzler, es war der Konrad Adenauer, wird zugeschrieben, er habe diese Erkenntnis in das schöne Bonmot „wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern“ gefasst, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.

Mit so einem Freibrief lässt es sich zum Beispiel wunderbar in den Wahlkampf ziehen. Oder Pläne schmieden. Und Versprechungen machen. Vorhaben verkünden. Verbesserungen einfordern.

In diesem Zusammenhang ist es schade, dass der Christian Wulff nun nicht mehr Bundespräsident ist und deswegen nicht mehr die Möglichkeit hat, all seine Pläne umzusetzen und Wirklichkeit werden zu lassen.

Schade, schade, auch für ihn selbst. Im Jahre 2010, da war er noch gar kein Bundespräsident, sagte er nämlich einmal: „Ich möchte bis zum 67. Lebensjahr mit eigener Arbeit das erwirtschaften, was ich verdiene.“ Im Juni wird Christian Wulff aber erst 53 Jahre alt. Das berücksichtigt, ist es schon eine ziemliche Sauerei, dass ihm der Ehrensold 14 Jahre seines Wunsches klaut.

Was Wulff jetzt tut und was er einst sagte.

Wulff verdient ja nun 545,21 Euro am Tag, das sind 199.000 Euro im Jahr, ganz ohne eigenes Zutun, ohne eigene Arbeit. Vor Steuer, aber man kann trotzdem damit hinkommen. Immerhin lassen sie ihm noch ein komplett ausgestattetes Büro und eine Mitarbeiterstelle und einen Dienstwagen, oberer Standard, und einen Chauffeur. Wie gesagt, man kann damit hinkommen.

Wen jetzt ein gewisser Sozialneid anfällt, dem sei zugeraunt, dass ja längst nicht klar ist, ob all die betuchten engen Freunde nun immer noch Freunde eines Ex-Ministerpräsidenten und Ex-Bundespräsidenten sind. Möglicherweise ist das nicht mehr der Fall, und der arme Mann stünde nahezu mittellos da.

Was den Ehrensold im Grundsätzlichen angeht, hat Christian Wulff klare und bestimmte Vorstellungen. Die hat er im ZDF anlässlich eines Interviews dargestellt. Befragt, ob denn dieser Ehrensold in dieser Höhe nebst den Nebengeräuschen noch zeitgemäß sei, sagte Wulff, dass das natürlich nicht mehr zeitgemäß sei, dass da ein Zeichen gesetzt werden müsse, „das wird man verändern müssen“, da müssen Abstriche gemacht werden.

Hier das Video zu Wulffs Reformplänen beim Ehrensold:

Das sind klare, unzweideutige Worte. Aber nun kann er sie ja nicht mehr umsetzen. Das Interview fand übrigens kurz vor Wulffs Amtsantritt als Bundespräsident statt.

Hinterher ist man eben immer schlauer als vorher.

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