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Gary Lineker
© dpa

Die Ohren von Gary Lineker: Wettschulden eines Ehrenmannes

Gary Lineker hat leicht abstehende Ohren, Segelohren sagt man hierzulande dazu. Im Grunde ist das kein Problem. Ich meine, der Mann ist keinen gehässigen Hänseleien auf dem Schulhof mehr ausgesetzt. Der Mann ist 53 Jahre alt. Trotzdem hat er jetzt ein Problem

Gary Lineker wird hoch verehrt in seiner englischen Heimat Weil er mal überaus erfolgreicher Fußballspieler war, und heute ist er ein überaus erfolgreicher Fußballkommentator im Fernsehen, unter anderem für die BBC, die nehmen keinen, dem das Selbstbewusstsein bösartig ausgetrieben wurde.

Außerdem ist Gary Lineker sehr klug und sehr weise. Er hat mal gesagt, dass Fußball ein sehr einfaches Spiel ist, "22 Männer jagen 90 Minuten einen Ball, und am Ende gewinnen die Deutschen". Er muss das wissen, er hat das ein oder andere Spiel auf diese Art gegen die Deutschen selbst gespielt oder kommentiert.

Das ist jetzt keineswegs hämisch gemeint, kann auch gar nicht, weil die Bayern ja nun ein Spiel verloren haben in Madrid. Obwohl sie 90 Minuten einen Ball jagten. Und deswegen hat Gary Lineker nun ein Problem. Weil er eben nicht nur ein guter Mann ist, sondern auch Engländer, und die sind bekannt für überbordende Wettleidenschaft.

Also hat er während des Spiels der Bayern in Madrid nach dem Tor für die Spanier in die Welt hinausposaunt, twittern nennt man das heute, er wette, es bliebe nicht bei diesem Spielstand von 1:0. Blieb es aber. Und als Ehrenmann, der Lineker zweifelsohne ist, er wurde zum Beispiel Zeit seiner langen Laufbahn nicht ein einziges Mal vom Platz gestellt, als Ehrenmann müsste er sich eigentlich jetzt einer Operation unterziehen. Als Wetteinsatz hat er nämlich angeboten, sich seine Ohren pinned back zu lassen, was man salopp übersetzen kann, dass er sich seine Ohren antackern lassen würde.

Das gönnt man doch wirklich keinem Menschen. Nicht mal einem spleenigen Engländer, nicht mal einem Bruder Leichtfuß im Wettbüro. Zumal Mister Lineker einsichtig ist und am Ende sein big mouth, seine Großmäuligkeit, eingestanden hat. Zumal wir erst kürzlich durch einen gewissen Steuerhinterziehungsprozess haben lernen müssen, dass auf die Bayern nicht immer Verlass ist.

Wir sollten Lineker seine Leichtfertigkeit also durchgehen lassen und nicht auf die Tackerung seiner Ohren bestehen. Er selber hat den Ausweg aus dem Dilemma eines Ehrenmannes und seine Wettschulden gewiesen. "Thank heavens, there are still 90 minutes to be played." Und am Ende gewinnen die Deutschen.

Helmut Schümann

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