Baugenehmigungen gesunken: Weniger Wohnungen für mehr Berliner
Seit 2017 sinkt die Zahl der genehmigten Neubau-Wohnungen. Dabei wächst Berlin und wo Wohnraummangel herrscht, regiert Mietenwahnsinn. Ein Kommentar.
In Berlin sind die Gesetze der Marktwirtschaft aufgehoben. Mal wieder. Während überall in der Welt die Produktion angekurbelt wird, wenn es an einem Produkt mangelt, wird auf unserer kleinen Insel der Seligen der Bau von Wohnungen gedrosselt – und der Mangel verwaltet.
Die Zahl des Tages liefert das auf Fakten geeichte Amt für Statistik: Berlins Bezirke haben weniger Anträge für den Bau von Wohnhäusern genehmigt, und deshalb können ein paar Tausend Wohnungen weniger gebaut werden. Das ist keine Delle, das liegt im Trend. Seit zwei Jahren zeigt die Kurve nach unten: Die stolzen Pläne für den Bau von 25.000 neue Wohnungen jährlich sind eingedampft auf weniger als 20.000. Auch diese Grenze wird noch gerissen, vielleicht schon Ende 2019.
Und der Senat? Hat andere Pläne. Erst mal die Mieten einfrieren, Deckel drauf und runterkochen. Das gab es schon mal, in West-Berlin, als die Mauer noch stand. Aber damals wollte niemand in die schrumpfende „Frontstadt“. Heute kommen sie aus aller Herren Ländern. Wo sie wohnen sollen in der voll vermieteten Stadt? Darauf hat der Senat keine Antwort.
Und es kommt noch dicker
Sicher ist: Wer Geld hat oder einen gut bezahlten Job, wird sich weiterhin bedienen können und sich freuen, dass er weniger Miete bezahlt als in Paris oder London. Alle anderen, die eine Familie gründen oder sich verändern wollen und das berlintypische Minimalbudget haben, werden bestenfalls bleiben können, wo sie sind. Denn die landeseigenen Wohnungsunternehmen werden es nicht alleine richten.
Und alle anderen – sogar gemeinnützige Genossenschaften – vergrault der Senat. Die Streichung von Bauprojekten, der Sinkflug der Genehmigungen, ist nicht beendet. Die Rückschläge bisher sind der Verschärfung der Zulassungsregeln bei Entwicklungsgebieten anzulasten, die Neubau noch weniger rentabel macht.
Der Mietendeckel, der erst im Juli beschlossen wurde, ist noch gar nicht eingepreist – es kommt also noch dicker. Hören will das niemand. Erst mal geht das Kalkül ja auf: für die Mieter und die Politiker, die gewählt werden wollen.