Aaron Sorkin kritisiert Medien: „Veröffentlichung ist moralischer Verrat“
Er hat die Drehbücher für „The Social Network“ und „The West Wing“ geschrieben. In der Affäre um die gehackten Sony-Mails greift Aaron Sorkin nun die Medien an. Ein Porträt
Aufrechte Journalisten sind schwer zu finden, vielleicht gar nicht. Also hat Aaron Sorkin sie erfunden. Für seine Serie „The Newsroom“. Die Journalisten der Sendung „Newsnight“ lassen sich von hohen ethischen Standards leiten, mit einem untrüglichen Gespür gesegnet, was wirklich wichtig ist.
Mächtig viel Fiktion, aber genau so will Sorkin Journalisten arbeiten sehen. Die Realität ist viel grausamer. Journalisten, namentlich die skrupellosen der Yellow Press, führen es Sorkin vor. Gerade hat eine Hackergruppe, sie nennt sich „Guardians of Peace“, die Datenbanken von Sony Pictures geplündert. Einiges davon haben „Huffington Post“, „Variety“, „New York Post“ veröffentlicht, darunter eine Mail des Produzenten Scott Rudin an Sony-Chefin Amy Pascal: Rudin beklagt den „Wahnsinn und das zerstörerische Ego“ der Schauspielerin Angelina Jolie.
„The press is doing it for a nickel“
Nicht die Aussage, sondern deren Veröffentlichung treibt Aaron Sorkin auf die Palme. In einem Beitrag für die „New York Times“ wirft er den Medien vor, sie würden Kriminellen helfen. Das Verbreiten des gestohlenen Materials sei „moralisch verräterisch und außergewöhnlich unehrenhaft“, kurz: eine Schweinerei. Während die „Guardians of Peace“ vielleicht aus einem guten Grund hackten, hätten die Journalisten nur noch einen Grund: „The press is doing it for a nickel.“
Aaron Sorkin, 1961 in New York geboren, ist Produzent, Stückeschreiber und vor allem Drehbuchautor. Für den Film „The Social Network“ über Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg hat er die Vorlage geschrieben und für „Charlie Wilson’s War“ mit Tom Hanks als fröhlichem Republikaner. Sein Meisterstück aber ist die Serie „The West Wing“ mit Martin Sheen als progressivem Präsidenten Josiah Bartlet, während vor der Studiotür Bush jr. sein Unwesen trieb. Sorkin hat, in seiner Mischung aus viel Unterhaltung und allerhand Belehrung, etwas von einem amerikanischen Hans W. Geißendörfer, dem „Lindenstraßen“-Gutmenschen.
Vielleicht ist Sorkin auch nur ein Romantiker. Er scheint zu glauben, dass Medien immer noch als die Schleusenwärter der Infowelt arbeiten. Darüber bestimmen, was die Öffentlichkeit erfahren soll. Längst ist die Verantwortung auf den einzelnen Konsumenten übergesprungen. Er muss Nein sagen zum herbeigehackten Gossip und zu geraubten Nacktbildern von Jennifer Lawrence. Alles andere ist Wunschdenken. Fiktion eben.
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