Asylpolitik in Deutschland: Verfolger und Verfolgte
Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Asylberwerbern. Es ist klar, wie die Botschaft darauf lauten muss
Deutschland ist derzeit das Musterbild des „sicheren Hafens“ für Menschen, die ihre Heimat aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verlassen. Hier erwarten sie eine geordnete Unterbringung, finanzielle und soziale Leistungen und Krankenversorgung in Notfällen. Doch auch in diesem Hafen kann es für Asylbewerber rau und unsicher zugehen, wie kürzlich bekannt wurde. Nicht nur in Berlin, auch in anderen Bundesländern gerieten Flüchtlingsgruppen in Wohnheimen gewalttätig aneinander. Der Grund: unterschiedliche Auffassungen über Verhalten und Dresscode in der Öffentlichkeit. Mal war es der nackte Oberkörper eines (christlichen) fußballspielenden Syrers, der Muslime aus Tschetschenien aus der Fassung brachte, mal die Jeanshose einer muslimischen Frau, die ihre Glaubensbrüder nicht dulden wollten. Noch sind solche Zusammenstöße die Ausnahme. Aber es könnte schlimmer kommen mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen aus unterschiedlichen religiösen Milieus.
Es gibt noch weitere explosive Konstellationen. Wenn etwa die geflüchteten Verfolgten im Aufnahmeland, nachdem sich das Blatt im Herkunftsland gewendet hat, plötzlich ihren ehemaligen Verfolgern im Heim oder im Wohnort wiederbegegnen. So geschehen, als die afghanische Mittel- und Oberschicht nach der russischen Besetzung ihr Land als politische Flüchtlinge verlassen hatten. Bald folgten die nun von den Taliban verfolgten afghanischen Helfer der Russen und trafen hier ihre ehemaligen Opfer wieder. Ein anderes Beispiel waren die Angriffe von geflüchteten PKK-Kurden auf türkische Geschäfte in den 90er Jahren in Berlin. Und wer kann sicher sein, dass eines Tages nicht auch Kämpfer des „Islamischen Staats“ Asyl begehren?
Konfliktvermeidung gleich bei der Aufnahme gehört deshalb zu den Grundlagen einer guten Flüchtlingsaufnahmepolitik. Die Arbeit muss in den Wohnheimen und Vereinen beginnen. Die Botschaft: Deutschland nimmt Menschen auf, weil sie verfolgt wurden, nicht weil sie gegen eine bestimmte Gruppe gekämpft haben und hier weitermachen wollen. Nur so gibt es für sie hier eine bessere Zukunft. Das mit Entschiedenheit zu vermitteln, ist nicht ganz einfach.