Peter Altmaier: "Twitter ist wie Wasser und Strom“
Der CDU-Politiker hat das Twittern entdeckt - und eckt nun damit an. Ein Porträt des Merkel-Intimus und Wulff-Kritikers.
Einen Twitter-Account zu haben, hat Peter Altmaier letzten Herbst festgestellt, das sei für Politiker „so notwendig wie ein Anschluss für Wasser und Strom“. Das war zu einer Zeit, als der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag seinen Account gerade einmal vier Wochen freigeschaltet hatte und sich die Zahl seiner „Follower“ noch arg in Grenzen hielt. Lediglich Volker Beck, Amtskollege von den Grünen, SPD-Mann Thomas Oppermann und Unionskollegin Erika Steinbach gehörten zu Altmaiers Twitter-Fans.
Seither zwitschert der CDU- Mann fast täglich munter in der Gegend herum, nennt gut 6.000 Follower sein Eigen – und ist jetzt gleich zweimal hintereinander auf die Nase gefallen. „Wünsche mir, dass Christian seine Anwälte an die Leine legt und die Fragen/Antworten ins Netz stellt“ hatte er vergangenen Mittwochabend in seinen Blackberry gehackt und – was den Inhalt betrifft – der Mehrheit seiner Parteikollegen damit sogar aus dem Herzen gesprochen. Wahrscheinlich sogar der Kanzlerin. Schließlich herrschte allgemeines Kopfschütteln darüber, dass der Bundespräsident erst 400 Antworten zu seinen Affären öffentlich machen wollte und dann seinen Anwalt das juristisch Kleingedruckte verlesen ließ, was der „neuen Transparenz“ des Staatsoberhauptes leider entgegensteht.
Aber musste es in diesem Ton sein? Nennt man den Bundespräsidenten beim Vornamen – auch, wenn es nur Twitter und nicht der Bundestag ist? Man darf zu Altmaiers Ehrenrettung annehmen, dass ihm passiert ist, wovor Fahrschullehrer warnen: Ein paar Monate nach der Führerscheinprüfung glaubt jeder, er könne nun fahren, wird unaufmerksam und übermütig. Und dann knallt’s.
Drei Monate Twitter (ohne Führerschein): Bei Altmaier hat es jetzt schon wieder geknallt. „Jens Spahn“ tauchte in der Nacht zum Samstag kommentarlos auf seinem Account auf. Was viele als Hinweis deuteten, dass der Gesundheitspolitiker der Union mit seiner anhaltenden Kritik am Verhalten von Christian Wulff nicht nur seine eigene Meinung vertritt sondern auch Altmaiers. Und damit die der Kanzlerin – schließlich ist Altmaier einer ihrer engeren Vertrauten. Vielleicht war es ja auch so. Vielleicht hat sich Altmaier aber auch nur vertwittert, wie er sagt. Auf jeden Fall gilt für Politiker im Netz: „Ein Twitter-Account macht noch keine Netzkompetenz“. Die Erkenntnis übrigens stammt auch von Altmaier.