Vorwahlen in fünf US-Bundesstaaten: Ted Cruz bremst Siegeszug von Donald Trump
Ted Cruz, der konservative Senator aus Texas, verringert den Abstand an Delegiertenstimmen und ist jetzt Donald Trumps aussichtsreichste Verfolger. Ein Kommentar
Es war der erste Vorwahltag seit langem, an dem der Sieger nicht Donald Trump hieß. Und an dem er seinen Vorsprung an Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag nicht ausbauen konnte. Im Wahljahr 2016 war das bisher erst einmal passiert: ganz am Anfang in Iowa. Dort siegte Ted Cruz, obwohl Trump in den Umfragen geführt hatte. An allen folgenden Vorwahltagen jedoch gewann Trump und vergrößerte den Abstand an Delegierten, sodass es immer mehr danach aussah, dass er die Kandidatur der Republikanischen Partei gewinnen werde und nichts ihn aufhalten könne. Bis gestern.
In der Nacht zu Sonntag hieß der Sieger abermals Cruz. Er gewann in Kansas und Maine mit hohem Vorsprung, in Kansas mit 48 Prozent der Stimmen und 25 Prozentpunkten Vorsprung, in Maine mit 46 Prozent der Stimmen und 13 Prozentpunkten Vorsprung. Trump konnte zwar ebenfalls zwei Staaten gewinnen, Kentucky und Louisiana, dominierte dort aber nicht im selben Maß. Aus den vier Vorwahlen am Sonnabend gewann Cruz 64, Trump 49 und Marco Rubio 13.
Was könnten die Ursachen des Trendwechseln sein?
Sofort begannen die Spekulationen in den USA, was die Ursache dieses Trendwechsels sein könnte. Sind das bereits die Folgen des offenen Aufstands gegen Trump im republikanischen Parteiapparat? Oder lag es schlicht daran, dass Kansas und Maine das Caucus-Verfahren bei der Vorwahl praktizieren - in dem Trump auch anderswo schlecht abgeschnitten hatte? Der Caucus besteht aus lauter lokalen Parteiversammlungen. Typische Trump-Wähler gehen nicht im selben Maß zu einem Caucus wie zu den leichter zugänglichen Primaries. Von den sieben Vorwahlen mit Caucus-Verfahren hat Trump fünf verloren.
Wenn der Caucus die Ursache für Trumps schlechteres Abschneiden war, hätte das wenig Bedeutung für die Zukunft. Die Vorwahlen in den entscheidenden nächsten Staaten werden als Primaries abgehalten.
Ganz anders wäre das Kalkül, wenn sich hier bereits die Auswirkungen eines beispiellos Machtkampfs zwischen Parteiführung und Teilen der Basis zeigen. Am Freitag hatten führende Republikaner sich offen gegen Trump gestellt und die Wähler mehr oder weniger direkt dazu aufgefordert, nicht für ihn zu stimmen. In besonders harten Worten taten das die Präsidentschaftskandidaten von 2012 und 2008, Mitt Romney und John McCain. Romney nannte Trump einen "Hochstapler" und "Betrüger". McCain sagte, Trump habe keine Ahnung von Außenpolitik und sei eine Gefahr für die Demokratie.
Bei den Demokraten baute Hillary Clinton ihren Vorsprung weiter aus
Zuvor hatten die Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus, Paul Ryan und Mitch McConnell, Aussagen Trumps kritisiert. Die Führung der Republikaner fürchtet, dass die Partei mit einem Kandidaten Trump eine schwere Niederlage in der Hauptwahl im November gegen Hillary Clinton erleiden wird. Und viele Abgeordnete und Senatoren haben die Sorge, dass sie dann mit in den Strudel gerissen werden und geringere Chancen haben, ihre Sitze bei der parallelen Kongresswahl zu verteidigen.
So blicken alle gespannt auf die nächsten Vorwahlen: am Dienstag, 8. März, in Michigan und drei weiteren Staaten; am folgenden Dienstag, 15. März, in Florida, Illinois, Missouri, North Carolina und Ohio.
Bei den Demokraten baute Hillary Clinton ihren Vorsprung weiter aus. Ihr Herausforderer Bernie Sanders gewann zwar zwei der drei demokratischen Vorwahlen am Sonnabend, in Kansas und Nebraska. Clinton siegte in Louisiana, wo mehr Delegierte zu vergeben waren, und mit höherem Vorsprung. Clinton erhielt 55 Delegierte, Sanders 47.