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© dpa

Porträt: Obamas Oberste Richterin

Der US-Verfassungsrichter David Souter zieht sich zurück - und damit ist der Weg frei für die erste Vertreterin der Latinos am Supreme Court: Sonia Sotomayor.

Die Ernennung oberster Richter ist wohl die Entscheidung mit der größten Langzeitwirkung, die ein US-Präsident treffen darf. Den Irakkrieg kann Barack Obama beenden. Die beiden Konservativen, die George W. Bush an den Supreme Court brachte, werden noch Jahrzehnte in letzter Instanz Recht sprechen. Das Amt eines US-Verfassungsrichters endet erst durch Tod oder Rücktritt. Nun erhält Obama die Gelegenheit. David Souter zieht sich zurück, obwohl er erst 69 ist und damit der Viertjüngste am Supreme Court. Das politische Patt dort kann Obama nicht beenden. Souter stimmte mit dem liberalen Flügel, obwohl ihn Präsident Bush Senior 1990 berufen hatte. Obama nominiert nun Sonia Sotomayor, bisher Richterin am Bundesappellationsgericht in New York.

Es ist eine für Obama typische Entscheidung. Sie wirkt progressiv. Er nominiert eine Frau, die dritte erst in der Geschichte des Supreme Court nach Sandra O’Connor und der noch amtierenden Ruth Bader Ginsburg. Als historisch gilt auch: Sotomayor wäre die erste Vertreterin der Latinos am Verfassungsgericht. Der Vorschlag ist aber konventionell genug, um die nötige Zustimmung im Senat zu gewinnen. Sotomayor wird der politischen Mitte zugerechnet. In ihre bisherigen Richterämter kam sie auf Wunsch erst von Bush senior und dann Bill Clinton. Als „links“ gilt nur eine Eigenschaft: Da sie aus der größten Minderheit stammt, den spanischsprachigen Einwanderern, zeigt sie Verständnis für „affirmative action“. So heißen die Fördermaßnahmen, die den mutmaßlichen Nachteil von Schwarzen und anderen Minderheiten bei Bildung und Berufschancen ausgleichen sollen.

Gewöhnlich sagt man, Justitia müsse blind entscheiden, ohne Ansehen von Rasse, Geschlecht oder Religion. „Ein weiser Mann und eine weise Frau kommen zum selben Urteil“, hatten die Verfassungsrichterinnen Ginsburg und Sandra O’Connor als Ideal formuliert. Da widerspricht Sotomayor: „Ich hoffe, dass eine weise Latina dank ihrer Lebenserfahrung zu klügeren Entscheidungen kommt als ein weißer Mann, der ein anderes Leben lebt.“ Sie wurde am 23. Juni 1954 in der Bronx geboren. Im Alter von acht Jahren bekam sie Diabetes. Ein Jahr später starb ihr Vater, ein Fabrikarbeiter. Die Mutter brachte Sonia und ihren Bruder als Krankenschwester in einer Methadonklinik durch. Dank „affirmative action“ konnte Sotomayor in Princeton und Yale studieren.

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