Literaturtipp: Messer ins Auge!
Kulturredakteur Lutz Göllner empfiehlt das anrührende Zombie-Drama "The Goon"
Der Zombie-Priester ist in der Stadt – und er führt Böses im Schilde. Überall erwachen die Toten und Monster. Sie wollen die Stadt beherrschen. Aber da gibt es ja noch die Beschützer der romantischen Verlierer, die Bodyguards für jede Schnapsleiche, die nicht ganz freiwilligen Hüter der Stadt: Der Goon, ein Muskelpaket mit Hackfresse und Schiebermütze und sein fieser kleiner Kumpel Frankie (Kampfschrei: „Messer ins Auge“).
"Sieben"-Regisseur Fincher arbeitet an der Verfilmung
The Goon ist eine Erfindung des in Tennessee geborenen Autoren, Zeichners und Selbstverlegers Eric Powell, ein Mann der für sein Leben gern mit dem Hillbilly- und Redneck-Klischee spielt. Auf den ersten Blick sieht dieser Comic unglaublich trashig aus, aber hinter
der Slapstick-Brutalität, den glibbrigen Monstren und zerfallenden Leichen erzählt Powell eine durchaus anrührende – wenn auch nicht ganz neue – Geschichte: die von den Ausgestoßenen, die ein menschenwürdiges Leben führen wollen – oder wenigstens in Ruhe ein Bier zischen wollen.
In seinen besten Momenten erinnert der Goon an einen bösen Will Eisner, an den „Spirit“ ohne jüdische Warmherzigkeit. Da macht es durchaus Sinn, dass Powell den Eisner-Award, die höchste Auszeichnung für amerikanische Comic-Künstler, seit 2004 fünf Mal gewonnen hat. Inzwischen gilt er als Vorbild für die Independent-Comic-Szene. Der Regisseur David Fincher („Sieben“) arbeite gerade an einer Verfilmung. Als Animationsfilm für Erwachsene, weil man die Brutalität des Comics sonst gar nicht darstellen kann.
The Goon, Band 1: Krudes Zeug, Text und Zeichnungen: Eric Powell. Aus dem amerikanischen Englisch von Frank Neubauer. Cross Cult, Asperg 2008. 100 Seiten, 14,80 Euro.
Mehr unter: www.cross-cult.de sowie www.thegoon.com
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