Kommentar zur Bertelsmann-Studie: Mehr Erzieher braucht das Land
Brandenburgs künftige Koalition sollte bei den Kitas zunächst für mehr Qualität sorgen, bevor sie bei der Beitragsfreiheit nachlegen. Ein Kommentar.
Vor Wahlen haben Wünsch-Dir-was und Wer-bietet-mehr stets Konjunktur. Das war in Brandenburg vor der Landtagswahl am 1. September nicht anders. Vor allem bei der frühkindlichen Bildung konnte man gar nicht so schnell schauen, wie Forderungskataloge und Wahlprüfsteine von Verbänden, Trägern und Initiativen verteilt wurden – und alle Parteien bestmögliche Bildung und Kitausstattung in ihren Programmen versprachen. Das ist gut so. Denn nun liegt die Messlatte bei den Koalitionsverhandlungen hoch. SPD, CDU und Grüne, die eine Kenia-Koalition schmieden wollen, müssen liefern, das bisher in dem Punkt äußert vage Sondierungspapier konkretisieren und erklären, wie sie die Kitas besser mit Personal ausstatten und gleichzeitig Eltern entlasten wollen.
Denn dass Brandenburg weiter in die frühkindliche Bildung investieren muss, macht die Länderstudie der Bertelsmann-Stiftung erneut deutlich. Trotz Verbesserungen des Betreuungsschlüssels unter Rot-Rot fehlen immer noch Erzieher in den Kitas, nach Berechnungen von Bertelsmann sind es 8200 Fachkräfte. Und das ist nur die reine Mathematik. Viele Eltern wissen nur zu gut, dass die Realität in den Einrichtungen oft schlimmer ist, als sie die rechnerische Zahlenrelation von Kindern und Erziehern erscheinen lässt. Denn bei der Personalbemessung werden Krankheit, Urlaub oder Fortbildungen nicht eingerechnet. Zudem gibt es keine volle Leitungsfreistellung, das heißt, dass Kitaleiter auch viel Zeit für die Betreuung der Kinder einplanen müssen, obwohl sie eigentlich andere Aufgaben wahrnehmen müssten. Die künftigen Koalitionäre sollten sich auch angesichts dessen, dass die Kitaqualität in Brandenburg laut der Studie stark vom Wohnort abhängt, trauen, Prioritäten zu setzen. Viele wollen gerne alles sofort. Der Kitaelternbeirat etwa fordert umgehend sowohl komplett beitragsfreie Kitas als auch Qualitätsverbesserungen. Ja, beides wäre schön. Aber ein klares Bekenntnis zur Qualität, eine spürbare Mittelaufstockung für mehr Erzieher – davon hätten alle Kinder etwas, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.
Marion Kaufmann
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