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Die Ukrainer haben gewählt. Und das ziemlich eindeutig. Die internationalen Wertungen des Ergebnisses sind weniger eindeutig.
© Reuters

Präsidentschaftswahl in der Ukraine: Kommentare zur Wahl von Petro Poroschenko

Die Wahlen in der Ukraine haben weltweit Beachtung gefunden. Vor allem in Polen sind die Ereignisse im östlichen Nachbarland aufmerksam verfolgt worden.

Auszüge aus den Kommentarspalten der Zeitungen:

Neubeginn mit alten Kräften in Kiew

Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert am Montag den Sieg des Unternehmers Petro Poroschenko bei der Präsidentenwahl in der Ukraine: „Auf dem Maidan in Kiew ertönte immer wieder der Ruf nach neuen Leuten für eine neue Politik. Doch sind es nun vor allem Figuren des alten Systems, die das Land aus dem Sumpf ziehen sollen. Dazu gehört auch der Oligarch Petro Poroschenko, der sich im richtigen Moment auf die richtige Seite geschlagen hat. Die Beschränkung der Macht der Oligarchen gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Modernisierung, für eine Festigung des Rechtsstaates und die weitere Integration des Landes in die Europäische Union. Gewiss hat das Bündnis mit den Oligarchen seinen Preis. Dennoch stehen die Aussichten gut, dass der Neuanfang gelingt. Anders als 2004 hat die jüngste Protestbewegung eine Kraft entwickelt, die von den Politikern nicht mehr ignoriert werden kann.“ (dpa)

Die Ukraine hat gewonnen

Zu den Präsidentenwahlen in der Ukraine schreibt die konservative polnische Zeitung „Rzeczpospolita“ am Montag: „Wichtig ist, was nun der neue Präsident unternimmt. Wichtig ist, wie die internationalen Beobachter den Verlauf der Wahlen einschätzen. Wichtig ist, ob Moskau das neue ukrainische Staatsoberhaupt anerkennt. Von all dem wird die endgültige Beurteilung der Wahlen abhängen. Aber eines wissen wir schon: Am Sonntag hat die Ukraine den Kampf um sich selbst gewonnen. Seit Wochen befindet sich der ukrainische Staat unter unwahrscheinlich brutalem Druck. Er wird offen und verdeckt angegriffen von dem vielfach größeren, arroganten und aggressiven Nachbarn. Und dennoch gelang es der Ukraine, Wahlen im größten Teil ihres Territoriums vorzubereiten und durchzuführen.“ (dpa)

Die Ukraine hat endlich einen Präsidenten

Zu den Präsidentenwahlen in der Ukraine schreibt die linksliberale polnische Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ am Montag: „Die wichtigste Nachricht zu den Präsidentenwahlen in der Ukraine ist, dass sie überhaupt stattgefunden hat. Es ist geschehen, und allen Prognosen zufolge gleich in der ersten Wahlrunde. Man muss nicht bis zum Juni warten. Nach dem Blutvergießen auf dem Maidan hat die Ukraine endlich einen Präsidenten und eine Führung die sich auch mit dem Maximum an schlechtem Willen Moskaus nicht als Junta bezeichnen lässt, die das Land unrechtmäßig regiert. (...) Am Ende müssen die Russen mit zusammengebissenen Zähnen die Entscheidung des ukrainischen Volkes respektieren. Und sie müssen sich mit Janukoowitsch befassen, der sich bei ihnen verbirgt und vorgibt, weiter Präsident zu sein.“ (dpa)

Gestohlene Revolution vom Maidan

Die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ kommentieren die Wahlen in dee Ukraine so: "Die Maidan-Bewegung entstand, um das korrupte System der alten Eliten aufzubrechen und muss nun die Inthronisierung eines Oligarchen hinnehmen. Schokoladen-König Poroschenko mag gemessen an den Raubtier-Methoden seiner Klasse als gemäßigt gelten - an seiner Rolle als Träger des alten Systems ändert das nichts. An diesem Ergebnis trägt die Maidan-Bewegung allerdings selbst Schuld, denn sie bediente sich beim Umsturz der faschistischen Swoboda ebenso wie der wendehalsigen Oligarchen. Deren Galionsfigur Poroschenko erhält mit der gestohlenen Revolution einen Blankocheck für die Durchsetzung eigener Interessen. Politische Legitimation kann der Oligarch aber auch deshalb nicht reklamieren, weil Teile der Ostukraine von den Wahlen ausgeschlossen blieben. Dass der neue Präsident sich um die Belange der dortigen Bevölkerung kümmert, steht deshalb nicht zu erwarten." (dpa)

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