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Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef im Landtag von Schleswig-Holstein, zieht es in den Bundestag.
© dpa

Zehn Jahre nach dem mysteriösen Tod: Jürgen Möllemann hinterließ Wolfgang Kubicki einen Brief

Vor zehn Jahren stürzte Jürgen Möllemann in den Tod. Seinem Freund Wolfgang Kubicki überreichte er wenige Wochen zuvor einen Brief. Über dieses Schreiben hat Kubicki jetzt erstmals gesprochen. Er sagt über den Inhalt: "Darüber ärgere ich mich bis heute."

Er verkörpert den Typ des politischen Cowboys. Abends schaue er Kriegsfilme, um sich vom politischen Gefecht zu „entspannen“, sagt Wolfgang Kubicki. Der FDP-Fraktionschef aus Schleswig-Holstein ist aber auch jemand, der seine sensiblen Seiten hat – und darüber mit der Presse spricht. Ein besonderes Verhältnis verband Kubicki mit Jürgen Möllemann, der am 5. Juni 2003 unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen bei einem Fallschirmsprung starb. Zum zehnten Todestag hat „Vaclav“, wie Möllemann Kubicki nannte, nun erstmals über ein Dokument gesprochen, das dieser ihm wenige Wochen vor seinem Tod überreichte. Es ist eine Mischung aus Testament und Abschiedsbrief.

Möllemann hinterließ in seinem Brief nicht die Antworten, die Kubicki sich erhoffte

„Er rief mich in Kiel an und bat mich, so schnell wie möglich nach Hamburg zu kommen“, wird Kubicki in der „Bild“-Zeitung zitiert. Beim Treffen im Hotel „Elysée“ habe Möllemann angeschlagen gewirkt. „Er fühlte sich verfolgt und beobachtet. Er dachte, man wolle ihm ans Leder.“ Kubicki öffnete den Brief erst nach Möllemanns Tod. In dem zweiseitigen, handschriftlichen Schreiben heißt es demnach: „Meine innere Unruhe, über die ich Dir berichtet habe, veranlasst mich, Dir für den angesprochenen Fall vertraulich folgendes zu schreiben.“ Kubicki allerdings fand in dem Brief nicht die Antworten, die er sich nach Möllemanns mutmaßlichem Selbstmord erhofft hatte: „Als ich die Unterlagen las, die mir Jürgen hinterlassen hatte, war ich fassungslos. Lauter Belanglosigkeiten. Absolut sinnlos. Darüber ärgere ich mich bis heute.“

Möllemann stand wegen einer Flugblattaktion unter Druck

In der Zeit vor seinem Tod hatte Möllemann wegen einer anti-israelischen Flugblattaktion unter Druck gestanden. In dem Brief schreibe er, die Aktion habe er von einem Konto in Luxemburg aus privat bezahlt. Darüber hinaus sei in dem Brief die Rede von „Geschäften in Teheran und Turkmenistan“.

Kubicki zog es lange nicht in die Bundespolitik, zuletzt fuhr er 2012 in Kiel ein unerwartet gutes FDP-Ergebnis ein. „Ich würde in Berlin zum Trinker werden, vielleicht auch zum Hurenbock“, sagte er vor drei Jahren der „Zeit“. In diesem Jahr allerdings kandidiert Kubicki doch für den Bundestag. Er scheint die Rolle des liberalen „enfant terrible“ ausfüllen zu wollen, das sich nicht an Konventionen hält – ähnlich wie es Möllemann zu seinen besten Zeiten tat. Über diesen sagt er aber auch: „Möllemann war auf einem Trip.“ So habe dieser nicht beachtet, dass Deutschland ein besonderes Verhältnis zu Israel habe.

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