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Joachim Starbatty soll für die "Alternative für Deutschland" die Berliner Landesliste anführen.
© dpa

Alternative für Deutschland im Kampf gegen den Euro: Joachim Starbatty will mit der AfD in den Bundestag

Joachim Starbatty klagte in den 90ern gegen den Euro - jetzt kritisiert er Angela Merkel und die Europäische Zentralbank. Denn die Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland hat den Professor zum Berliner Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gemacht.

Etwas deplatziert wirkt Joachim Starbatty, als er zwischen lauter blau-roten Wahlplakaten sitzt. „Schluss mit diesem Euro!“, wird auf dem einen verlangt, „Draghi zockt, Ihr zahlt!“, steht auf einem anderen. Für den 73 Jahre alten Volkswirtschaftsprofessor verkörpert Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, jenes Schreckensszenario, vor dem er schon in den 90er Jahren warnte. Eben erst war Starbatty wieder in Karlsruhe, als es vor dem Verfassungsgericht um den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB ging. Schon 1998 hatte er dort gegen die Einführung des Euro geklagt.

Inzwischen hat Starbatty eine andere Bühne betreten. Es ist die der Berliner (Landes-)politik. Überraschend hatte die Bundesführung der Anti-Euro-Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) ihn vor drei Wochen als Spitzenkraft für die Berliner Landesliste aus dem Hut gezaubert. Der gebürtige Rheinländer wird in nächster Zeit wohl weniger auf Fachkongressen, sondern hinter Infoständen vor Supermärkten zu sehen sein.

Unter AfD-Mitgliedern jedenfalls wird Starbatty verehrt. Sie versprechen sich viel von der Zugkraft des Professors, denn nach einer ersten Anfangseuphorie kommt die Partei in den Umfragen nicht weiter voran. Beim Pressetermin hebt Starbatty sein neues Buch in die Höhe: „Das ist der ,Tatort Euro’“, sagt er mit leicht entrüstetem Unterton – und spielt damit nicht nur auf den Buchtitel an. Mit „Tatort“ meint er auch jene Brüsseler Nacht im Mai 2010, bei der die ersten Griechenland-Hilfen beschlossen wurden. Die Zukunft der EuroZone malt das frühere CDU-Mitglied in düsteren Farben: Auch Frankreich werde irgendwann wirtschaftlich zu schwach sein, weshalb Deutschland am Ende allein auf der Rechnung sitzen bleibe.

Starbatty war erst kurz vor seiner Nominierung in die AfD eingetreten, auf Drängen von Parteichef Bernd Lucke hin, der das Chaos im Berliner Verband beenden wollte. Die Frage, was ihn mit Berlin verbinde, beantwortet Starbatty, der mit Erstwohnsitz in Tübingen gemeldet ist, so: „Die Stadt fasziniert mich, auch die Schnoddrigkeit.“ Jetzt habe er das „späte Glück“, in der Hauptstadt sein zu können. Er werde sich hier eine Wohnung nehmen. „Meine Frau kommt auch hierher“, sagt er. Und wie will er als Wissenschaftler gegen die Konkurrenz der Berufspolitiker bestehen? „Ich kann auch austeilen“, sagt Starbatty. „Die Strecke zwischen Gehirn und Mund ist bei mir sehr kurz.“ Fabian Leber

Fabian Leber

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