Kampf gegen Ebola in Afrika: Jetzt nicht nachlassen
Ebola-Experten geben vorsichtig Entwarnung. Aber der Kampf muss gerade jetzt weitergehen. Ein Kommentar.
Noch vor zwei Monaten klangen die Prognosen düster: Bis zu 1,4 Millionen Menschen, so unkten damals US-Seuchenexperten, würden sich bis zu Beginn des neuen Jahres mit dem tödlichen Ebola-Virus in Westafrika infizieren. In der Folge könnte die Lage nicht nur dort, sondern womöglich weltweit außer Kontrolle geraten. Andere Virologen mutmaßten sogar, dass die Hälfte der Menschen in den drei besonders hart betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone am Ende sterben würde, weil die Kurve der Infektionen damals exponentiell stieg, also in immer kürzeren Abständen drastisch zunahm.
Noch ist es zu früh, um für Westafrika eine umfassende Entwarnung zu geben
Noch ist es zu früh, um für die Region eine umfassende Entwarnung zu geben. Gleichwohl mehren sich die Anzeichen für eine Entspannung der Lage: Immer mehr Experten zeigen sich vorsichtig optimistisch, weil die Zahlen vor allem in Liberia, dem mit 2500 Ebola-Toten am schlimmsten betroffenen Land, inzwischen leicht fallen.
Allerdings dürften gerade die noch vor kurzem gemalten Horrorszenarien entscheidenden Anteil daran gehabt haben, dass die Welt die Seuche endlich ernst nimmt und ihr die nötige Beachtung schenkt. Endlich wird nun nicht nur genug Geld, sondern auch das medizinische Personal bereitgestellt. Vor allem die USA haben gehandelt und Kliniken errichtet, die eigentlich die Regierungen vor Ort hätten bauen müssen. Auch werden nun endlich Aufklärungskampagnen gestartet, die den (oft abergläubischen) Menschen die wahren Gründe der Epidemie erklären und endlich gewisse Hygienestandards etablieren.
Nach wie vor besteht das Ziel, das Ebola-Virus auf dem ganzen Kontinent zu beseitigen
Eine vorschnelle Entwarnung ist aber schon deshalb fehl am Platz, weil Virenausbrüche immer wieder scheinbar zum Stillstand kommen können, um dann neu aufzuflammen. Schon deshalb wäre es naiv, sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen. So besteht die Gefahr, dass das Virus zwar in einer Region besiegt wird, aber anderswo auftaucht, etwa nach einer Bestattung. Nach wie vor besteht das Ziel zudem darin, das Ebola-Virus in ganz Afrika komplett zu beseitigen. Wie weit der Weg dorthin trotz der nun verstärkten Suche nach Gegenmitteln noch ist, hat der völlig aus dem Ruder gelaufene Ausbruch in Westafrika eindrücklich bewiesen.
Notwendig wäre eine aktivere Rolle der Industrieländer
Um die Epidemie auf Dauer zu besiegen, gilt es, die spät angelaufenen Gegenmaßnahmen beizubehalten, gerade den Bau neuer Hospitäler. Angesichts des extrem niedrigen Bildungs- und Gesundheitsniveaus in Afrika und der weit verbreiteten Gleichgültigkeit seiner Eliten gegenüber den eigenen Menschen wäre es naiv, sich auf grundsätzliche Verbesserungen vor Ort zu verlassen. Notwendig wäre neben mehr Druck auf Afrikas Eliten eine aktivere Rolle der Industrieländer, allen voran der Weltgesundheitsorganisation. Diese litt zuletzt unter Budgetkürzungen und unterschätzte anfangs den Ebola-Ausbruch. Auf jeden Fall ist es sinnvoller, überschaubare Summen in Präventivmaßnahmen zu stecken, statt wie jetzt im Katastrophenfall viel höhere Beträge nachzuschießen. Denn wie kein anderes Ereignis hat die Ebola-Katastrophe gezeigt, dass die internationale Gemeinschaft die Unterentwicklung Afrikas schon deshalb nicht ignorieren kann, weil sich seine Probleme nicht auf den Kontinent begrenzen lassen, sondern über kurz oder lang die ganze Menschheit betreffen.