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Ein zufälliger Zusammenhang?
© dpa

Ein Zwischenruf zu Alleinerziehenden: Jenseits des Geldes

Eine moderne Familienpolitik darf nicht nur auf Symptome gucken, sondern muss auch nach Ursachen fragen. Das gilt auch für das schwere Los alleinstehender Eltern.

Niemand hat es schwerer in diesem Land als Alleinerziehende. Alleinerziehende Mütter und Väter sind gestresster als andere Eltern, die meisten von ihnen leben materiell bedrängter als Paare. Sie sind öfter und länger krank, werden zudem häufiger arbeitslos. Niemand hat längere Wochenarbeitszeiten als alleinerziehende Mütter, die erwerbstätig sind. Deshalb ist es eine besondere Aufgabe für eine faire Gesellschaft, die Lage dieser Erwachsenen und ihrer Kinder zu erleichtern. Schade nur, dass diese Gesellschaft sich fast ausschließlich um die materiellen Verhältnisse alleinstehender Elternteile kümmert.

Und es ist geradezu grotesk, dass die Familienpolitik die Beschäftigung mit dem eigentlichen Problem verweigert. Aus Angst, sie hänge überkommenen Familienbildern nach, oder, noch schlimmer, sie stigmatisiere die Lebensentscheidungen Alleinerziehender. Wenn ein Land ein Sicherheitsproblem auf seinen Straßen bemerkt, verbessert es normalerweise nicht zuerst die Hinterbliebenenrente. Es versucht, die Straßen sicherer zu machen. Steigt die Zahl der Fettleibigen, rufen die Krankenkassen zu Fitness- und Ernährungsprogrammen und raten den Patienten, ihre Lebensführung anzupassen.

Bei den Alleinerziehenden ist das anders. Obwohl klar ist, dass viele ihrer Probleme verschwinden würden, wenn sie einen neuen Partner finden (oder bei dem alten bleiben), oder andere gemeinschaftliche Lebensformen wählen, sprechen nicht einmal die konservativen Parteien aus, was auch richtig ist: dass die gemeinsame Verantwortung für Kinder eine Perspektive für ein gemeinsames Leben beinhalten sollte. Dass es sinnvoll ist zu prüfen, ob man zueinander passt, bevor man Kinder bekommt. Und dass man noch einmal nachdenken sollte, ob man sich wirklich trennen will – wenn man bedenkt, dass zumindest für einen von beiden das Leben danach viel anstrengender wird. Menschen bei diesen Überlegungen und Entscheidungen zu unterstützen, ohne ihre Freiheit zu beschränken, ist Aufgabe der Familienpolitik. Nicht, Menschen diese Entscheidungen abzukaufen.

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