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Amazon-Chef Jeff Bezos mit Kindle-Readern
© dpa

Onlinehändler Amazon: Jeff Bezos, König von Digitalien

Ist der Onlinehändler Amazon Zerstörer des Buchhandels? Oder Retter des (elektronischen) Buches? Konzernchef Jeff Bezos beantwortet das nicht. Er kauft lieber Zeitungen und Promis - ein Signal, wohin er mit Amazon noch will.

Retten die neuen Medien die alten oder beschleunigen sie deren Untergang? In den USA wird die richtige Antwort geprobt. Die Yahoo-Chefin Marissa Mayer engagiert zur Stärkung des Nachrichtenangebots Reporter, Kolumnisten und Moderatoren eingeführter Adressen. Von der „New York Times“ holt sie David Pogue, vom Network ABC die Fernsehmoderatorin Katie Couric.

Was für ein Internetportal wie Yahoo naheliegend ist, sieht sich beim weltweit größten Online-Einzelhändler Amazon wie das spleenige Hobby seines Gründers und Mehrheitseigners Jeff Bezos an. Für den Streaming-Dienst Amazon Instant Video werden Fernsehserien mit Stars wie Bill Murray produziert, jüngst hat er mit der „Washington Post“ ein leckes Flaggschiff des US-Journalismus gekauft. Bezos lebt noch mehr als Mayer die Überzeugung, dass in Digitalien die Zukunft der Menschheit liegt.

Im Hauptquartier von Amazon, in Seattle, hängt im Eingangsbereich eine Plakette mit einem der (gefürchteten) „Jeffismen“: „Man macht sich noch keine Vorstellung davon, welchen Einfluss das Internet zukünftig haben wird, und dass dies in vieler Hinsicht der erste Tag ist.“

Amazon – der Name ist vom größten Fluss der Welt abgeleitet – ist heute an der Börse rund 150 Milliarden Dollar wert, der 49-jährige Bezos gilt mit geschätzten 30 Milliarden Dollar Aktienvermögen als einer der reichsten Amerikaner. Das Genie des Internethändlers wird mit dem des verstorbenen Apple-Chefs Steve Jobs verglichen. Auch darin, dass Bezos kein Kuschel-Chef ist. Sein Biograf Brad Stone („Der Allesverkäufer“) schildert den schmalen, kahl geschorenen und eher unauffälligen Mann als besessen bis fies. Seine Manager kann er quälen, die wiederum können ihre Mitarbeiter quälen.

Die Machtkämpfe, die sich Verdi und die Geschäftsführung in den deutschen Logistikzentren um Arbeitsbedingungen und Bezahlung liefern, gibt es in jedem Amazon- Land auf dem Globus. Bezos dekretiert, „unsere aufrichtige Sorge gehört dem Kunden“, für nichts werde Geld ausgegeben, was nicht dem Kunden zugutekomme.

Den einen gilt Jeff Bezos als Kreator, den anderen als Zerstörer. Amazon mache den Buchhandel und damit das Buch kaputt – falsch, mit dem Lesegerät Kindle rette er gerade dieses Kulturgut. Die Journalisten der „Washington Post“ setzen darauf, dass Jeff Bezos ein Modell für einen profitablen Onlinejournalismus der Schwergewichtsklasse kennt.

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