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Vegane Kost für US-Rapper Jay-Z und Sängerin Beyoncé.
© dpa

Vegane Ernährung von Promis: Ist man, was man isst?

Das Promi-Ehepaar Beyonce und Jay Z möchte sich 22 Tage lang vegan ernähren. Doch warum kündigt das Paar diese Entscheidung im Internet an? Wird vegane Ernährung zum Lifestyle-Accessoire?

Ich habe diese Woche gelesen, dass sich das Promi-Ehepaar Beyonce und Jay Z 22 Tage lang vegan ernähren will. Jedenfalls kündigte der Rapper diese Ernährungsumstellung im Internet an, wie man das heute halt so macht. Es gab dann wohl sehr viel Lob für diesen Schritt – aber auch gleichzeitig Kritik, denn die Ernährung sei das eine – das andere aber sei, dass Beyonce nach wie vor in Leder und in Pelz rumlaufen würde. Einige halten das alles also für ziemlich inkonsequent.

Ich halte das alles zunächst mal für irre interessant. In dieser Woche erst haben über 500 Schriftsteller aus aller Welt gegen die Totalüberwachung der Bürger protestiert – Schriftsteller wie J.M. Coetzee, Jennifer Egan, Margaret Atwood melden sich zu Wort um ihren Unmut gegen so manche Geheimdienstmethode zu äußern – weil Geheimdienste zu viel über uns wissen wollen, was sie nichts angeht. Vieles was wir tun, was wir wollen, was wir denken, geht ja nicht einmal unseren besten Freund etwas an – zum Beispiel, wie wir uns ernähren. Tatsächlich finde ich, dass das niemanden etwas angeht. Ernährung muss Privatsache bleiben.

Essen als politischer Akt

Ich finde nicht, dass die Entscheidung für eine Ernährungsvariante ein politischer Akt ist. Ich wäre einverstanden, wenn es sich um eine gesundheitliche oder eine moralische Entscheidung handeln würde, von mir aus auch eine geschmackliche. Es gibt Menschen, die mögen keine Butter. Ihren Verzicht jetzt aber als einen Protest gegen EU-Milchberge zu interpretieren halte ich für nicht hilfreich. Möglicherweise könnte diese Interpretation aber folgen, wenn man mit seinem Butter-Verzicht sehr offensiv umgeht. Ich mag zum Beispiel keinen Rotkohl, jedenfalls nicht so gerne. Gerade jetzt, wenn es in Restaurants Wild mit Klößen und Rotkohl gibt, lasse ich den Rotkohl weg. In keinem Fall möchte ich dieses Weglassen als einen politischen Akt verstanden wissen (ich mag auch keine Schwarzwurzeln und keinen Grünkohl und würze nie mit Gelbwurz). Es wäre mir ohnehin sehr unangenehm, wenn andere Menschen über meine Essgewohnheiten Bescheid wüssten. Dagegen würde ich dann auch gerne irgendwo unterschreiben wollen.

Der Coolness-Faktor

Aber warum bloß müssen Beyonce und Jay-Z mit ihrem Vegan-Experiment hausieren gehen? Vielleicht, weil vegane Ernährung gerade einen Coolness-Faktor bekommt, den selbst vegetarische Ernährung niemals hatte. Vegane Restaurants werden im Moment Land auf Land ab sehr gefeiert – und dagegen ist erst einmal überhaupt nichts zu sagen. Blöd wäre es aber, wenn für jemanden vegane Ernährung so etwas wäre wie die Bauchfrei-Mode Ende der 90er Jahre: ein Lifestyle-Accessoire. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es solche gibt (obwohl ich mir jetzt kein Urteil über Beyonce und Jay Z erlauben möchte) – für diese Leute gibt es dann ja auch jetzt wahnsinnig schicke vegane Kochbücher, die aussehen, wie sehr teure Einrichtungs- oder Modemagazine. Ich finde das im übrigen völlig in Ordnung. Aber ich finde, es sollte dann auch schicke Bücher über die tausend Zubereitungsmöglichkeiten von Sülze geben (Sülze mag ich übrigens auch nicht).

Was ich eigentlich nur sagen will: Dieser Spruch, dass man ist, was man isst – der ist mit Sicherheit nicht falsch. Aber deshalb sollte man – nur um etwas sein zu wollen –, nicht etwas essen, was einem gar nicht schmeckt.

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